Final Call - Wenn er auflegt, muss sie sterben

USA 2004 (Cellular) Regie: David Ellis mit Kim Basinger, Chris Evans, Jason Statham 94 Min. FSK ab 12

Die Amerikaner haben den schönen Begriff vom "One Trick Pony" - einem Zirkuspferdchen, das nur mit einem Kunststück auskommen muss. Gibt es so einen Begriff auch für einen Film, der nur mit einer originellen Idee über die Runden kommen will? "Final Call" ist so einer. Was schade ist, denn die Idee ist gut - zumindest als Handy-Werbung.

Viele Filme, die in den Jahren v.H. - vor dem Handy - spielen, werden von jungen Leuten schon nicht mehr richtig verstanden: Weshalb ruft xy in der Notlage denn nicht einfach auf seinem Handy an? "Final Call" hingegen ist ein Film unserer Zeit, bei dem die ganze Zeit telefoniert wird. Wie schon bei Joel Schumachers "Nicht auflegen!", das vom gleichen Autor Larry Cohen stammt.

Es dauert keine vier Minuten, da ist die Mutter Jessica Marten (Kim Basinger) schon entführt. Ruppige Typen sperren sie in einen Keller, nicht ohne vorher das Telefon an der Wand zu zerschmettern. Doch die Biologie-Lehrerin ist einfallreich und fummelt so lange mit den Telefondrähten rum, bis sie eine Verbindung bekommt. Zum Handy von Brian, einem unzuverlässigen Typen, der gerade mit ein paar simplen Botengängen versucht, seine Freundin wieder zu gewinnen. Brian glaubt Jessica zuerst nicht, bis er am Hörer ein brutales Verhör miterlebt. Jetzt wird er aktiv, kann aber Jessicas Sohn an der Schule nicht vor den Entführern retten. Dafür verfolgt er sie rasant und rally-tauglich mit dem Kleinwagen des Schulpolizisten, immer das Handy am Ohr, denn die Verbindung mit Jessica darf ja nicht unterbrochen werden. Als die Batterie zu neige geht, greift er sogar zur Pistole, um ein Zigarettenanzünder-Ladegerät zu "kaufen".

So erfahren wir in dieser actionreichen Handy-Bedienungsanleitung auch, dass man Anrufe zurückverfolgen kann, dass Tunnel schlecht für den Empfang sind und dass Verbindungen manchmal von anderen weggeschnappt werden. Deshalb muss ein ekliger Anwalt seinen Porsche für den Fortgang der Handlung abgeben und mit ähnlich groben Versatzstücken macht der Film weiter wie gehabt. Er dreht seine originelle Idee uninspiriert runter. Das ist die lange Leitung von Hollywood heute. Sie machen's entweder mit sehr vielen Millionen oder nur nachlässig. Gute Drehbucharbeit ist nichts mehr wert.

Kim Basinger hat eine dieser "Charakterrollen" ganz nahe am B-Film. Der brutale Chef der Kidnapper macht guten Eindruck, der kantige Kopf von Jason Statham passt zur "Eleganz" der Erzählung. Dass der Polizeikommissar mit unter der Decke steckt, überrascht niemanden mehr - vor allem bei der Besetzung mit einem der typischen Schurken, die uns immer wieder überraschen sollen.

Der einzig wirklich gute Darsteller, William H. Macy, bleibt die Hälfte des Films als komischer Joker in der Hinterhand. Dann erst legt der einfache Polizist seine Avocado-Maske ab und kümmert sich statt um seinen Schönheitssalon um die Entführung. Da hat die sehr lange Handywerbung ihren besten Moment schon hinter sich, als völlig unerwartet ein Nina Simone-Song der Verfolgungs-Action Schwung gibt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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