Fest der Völker

Von Günter H. Jekubzik

Leni Riefenstahls "Olympia-Filme" sind einzigartige historische und filmische Dokumente. Mit ungeheuerem Aufwand (30 Kameraleute) filmte sie 1936 die Olympischen Spiele Berlins unter der Fahne des Hakenkreuzes. Das Material montierte die Ausnahmeregisseurin, die direkt Hitler und nicht dem Propagandaminister Goebbels unterstand, zu vier Stunden Film, die auch nach über fünfzig Jahren mit weit mehr als nur sportlich faszinieren.

Es bedarf allerdings nicht solcher Sätze, wie von den "zwei schwarzen Läufern, die gegen die stärksten der weißen Rasse antreten", um den Charakter dieser Dokumentation bloßzulegen. Wenn die Zeitlupe die Sekunde des Siegers heroisiert, tritt neben dem nationalistischen Wahn, der auch 1992 in Barcelona noch den Sport beherrschte, das faschistische Menschenbild deutlich hervor.

In der Einleitung der (wahrscheinlich gekürzten) SAT 1 - Ausstrahlung wurde die Künstlerin Leni Riefenstahl hervorgehoben und ihre Nachkriegsäußerung wiederholt, "sie habe sich weder für Politik noch für Sport interessiert". Daß sie vor diesem, ihrer Meinung nach "zeitlosem Dokument einer großen Idee - einem Hymnus auf die Schönheit und auf den Kampf", mit dem "Sieg des Glaubens" (1933) und dem "Triumph des Willens" (1935) die NSDAP-Parteitage nicht nur filmisch gestaltete, wurde vergessen.

Solche verführerischen "Trugbilder eines Systems, daß die ganze Welt in einen erbarmungslosen Krieg gezwungen hat" (SAT 1 - Originalton) bedürfen unbedingt einer fachgerechteren Einführung und Kommentierung.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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