Fannys Farm
Schweden/Dänemark/Norwegen 1992, R+B: Colin Nutley, 126 Min.
Jagdszenen in Schweden: Der mürrische Alex verfehlt ein Kaninchen, trifft dafür die Windschutzscheibe des Pfarrers, der mit einem ABBA-Song im Autoradio über die Feldwege rauscht. Leidtragender ist der alte Erik, dessen Mofa auch noch gegen den Jeep knallt, in dem Axels Sohn Morten die Frau seines Vetters verführt.
Dies sind nur die ersten Minuten des Films und nur ein kleiner Teil des eigentümlichen Ensembles eines schwedischen Dorfes. Nach Eriks Tod freut sich Axel schon auf den Kauf des alten Waldstückes, das seine Familie seit Generationen bewirtschaftete. Doch bei der Trauerfeier taucht überraschend eine Erbin auf: Die junge blonde Frau aus Deutschland, läßt unter der Trauerkleidung schon mal ihre Strapse hervorschauen. Eriks Enkelin Fanny ist zu allen Dörfler freundlich, die haben aber ihre Vorbehalte längst parat - noch bevor sie erkennen, daß Fannys Freund bisexuell ist und beide in eher anrüchigen Shows auftraten. Mit Ausnahme einiger neuer Freundschaften verhärten sich die Fronten zwischen den Einheimischen, die auch schon mal einen Porno im Hinterzimmer laufen haben, und den nur äußerlich wilden Städtern.
Anfangs zeigt "Fannys Farm" ein Szenario liebevoll überzeichneter Typen: Ein in jeder Hinsicht geschmackloses Brüderpaar wandelt sich langsam zu herzlichen Freunden. Die Nähstunde in der Pfarre präsentiert den verstimmten Pfarrer am Klavier, während im Hintergrund die Damen Ränke gegen die 'Eindringlinge' schmieden. All diese Figuren sind interessanter als die jungen Ledertypen, vor allem der hervorragende Darsteller von Fannys Partner Zak hätte mehr eigene Geschichte verdient.Mit der recht langen Laufzeit des Films verliert sich der Reiz dieser Typen und es kommt kein neuer hinzu. Die Entwicklung des Konflikts verläuft träge, die wenigen Überraschungen sind zu unauffällig inszeniert. Die Aufnahmen sind nett, bleiben aber fernsehmäßig wie der Rest, während die Geschichte nicht ganz nachvollziehbar in eine Astrid Lindgren-Harmonie abdriftet.
Der britische TV-Regisseur Colin Nutley hatte mit seinem dritten Kinofilm einen großen Erfolg in Schweden, zu dem sicher auch die dortige Popularität der Darsteller beitrug.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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