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Est Ouest
Fr 1999 (Est Ouest) Regie Régis Wargnier, 120 Min. FSK ab 12
Der Kommunismus war 'ne schlimme Sache. Vor allem - so will es dieser Film mit jedem Bild - weil er keine französische Erfindung war und nicht rechtzeitig akzeptierte, dass französische Kultur und Politik grundsätzlich allem anderen überlegen sind. Ausgerechnet Régis Wargnier, der mit "Indochine" und "Eine französische Frau" die verlorenen Kolonien noch mal bildmäßig fürs Kino ausbeutete, beschwört in einem historischen Leidensfilm verlogen und unglaubwürdig sowjetisches Unrecht.
Nach 1946 bot Stalin Russen im Exil die Rückkehr an. Der gutsituierte Arzt Alexei (Oleg Menshikov) kann seine französische Frau Marie (Sandrine Bonnaire als leidende Heldin) überzeugen, mit dem gemeinsamen Sohn Serioja in die Sowjetunion heimzukehren. Ein äußerst brutaler Empfang bereitet auf weitere Leiden vor. Die allgemeine Wohnungsnot zwingt die verwöhnte Familie in ein winziges Zimmer, umgeben von Denunzianten. Bald will Marie wieder raus. Mit Sacha (Sergei Bodrov Jr., sein Vater war Koautor), dem Sohn der ehemaligen Wohnungsbesitzerin, versteht sie sich nicht nur in dieser Sehnsucht. So fördert sie seine sportlichen Ambitionen und der Film ertrinkt in deutlichen Metaphern: Alleine (!) gegen den Strom schwimmen. Der gefrorene Fluss. Sich frei schwimmen ... Alexei passt sich derweil an, um zu entkommen. Die getrennten Wege entzweien das Paar. Als die europäischen Meisterschaften in Wien eine Flucht ermöglichen könnte, eskaliert die vom Sicherheitsdienst beobachtete Situation.
Diese dramatische Geschichte wurde von Regisseur Wargnier eindrucksvoll mit guten Bildern, einem packenden, elementaren Finale, großen Musikeinsätzen (Patrick Doyle) und recht gutem Schauspiel verzeichnet. "Est Ouest", der die Sowjetunion und ihre so unsäglich naiven Heimkehrer im Jahre 1953 zur Sau macht, müsste übersetzt jedoch "Schwarz-Weiß" heißen, von einer erträglichen, geschweige fairen Darstellung von Ost und West ist er so weit entfernt, wie Frankreich von einer Entschuldigung für die Verbrechen seiner Kolonialzeit. Das Denunziantenspiel aus niederen Beweggründen ist unglaubwürdig übertrieben wie in den miesesten amerikanischen Propagandaschinken, die westliche zentrierte Sicht des Films unerträglich.
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