Engel des Universums

Island/Norwegen/BRD/Schweden 2000 (Englar Alheimsins) Regie Fridrik Thor Fridriksson, 97 Min.

Fridrik Thor Fridriksson zeigte in seinen Filmen immer das, was man von einem isländischen Regisseur erwartete, ohne eine Ahnung von den dortigen Nordländern zu haben: Etwas Anderes. Nach "Children of Nature", "Movie Days", "Cold Fever" und "Devil's Island" ahnt man zumindest isländische Lebensstimmung. Und man hat eigenwillige, bemerkenswerte Filme genossen. Diese schöne Serie setzt Fridriksson mit "Engel des Universums" fort.

Es sind zuerst die wahnsinnigen Bilder, die auffallen. Da hat sich ein alter nordischer Gott in irgendeiner Cinemathek europäische Kunstfilme reingezogen und deren Kunst mit einer leidenschaftlich tragischen Geschichte verbunden. Wobei die Betonung auf Leiden liegt.

Paul (Ingvar E. Sigurdsson) wird von seiner Freundin sitzen gelassen. Aus den Eindrücken, die eher dem Strom der Erinnerungen als einem chronologischen Handlungsfaden folgen, ergibt sich auch, dass der junge Maler und Drummer noch bei seinen Eltern lebt, unter Visionen und quälenden Kopfschmerzen leidet. Zwischendurch geht er über Wasser oder provoziert in übler Laune viel Ärger. Ein Spinner, ein Künstler oder ein verwirrter Gott, der mit den modernen Zeiten nicht zurechtkommt? Die erstaunliche Vielfalt an Eindrücken, Wirrungen, Freuden und tiefen seelischen Schmerzen ist in Fridrikssons Film mitreißend nachfühlbar aber nur schwer zu beschreiben. Die ganz eigen gezeichnete Stimmung wirkt auch durch eine starke Musik.

Dann wird äußerlich festgestellt, dass Paul an Schizophrenie leidet, einer "tief ins isländische Wesen verwurzelten Krankheit". Paul (er-) lebt nun in der Psychiatrie, was kaum was am Film ändert, aber alles doch noch trauriger macht. Die frechen und genialen Aktionen von Pauls Kumpeln fallen aber auch immer wieder sehr komisch aus. Die schleichende Frage bei allem: Kann so ein tragisch schillernder Mensch nur in der Anstalt überleben? "Engel des Universums" ist ein unspektakulär packende Geschichte (nach dem gleichnamigen Roman von Einar Mar Gudmundsson), die man beim Zusehen und Miterleben lieb gewinnt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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