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Em@il für dich

USA 1998 (You've got mail) Regie Nora Ephron, 117 Min.

Ein Remake ist angekommen. Aber eigentlich ging es nicht darum, die reizvolle, dezent humorvolle Romanze "Rendezvous nach Ladenschluß" neu aufzulegen. Im Verband mit dem Filmriesen Warner inszenierte der Online-Riese Bertelsmann nach all den Thrillern wie "Das Netz" mal einen netten, harmlosen Internetfilm, um für den Service AOL zu werben.

Was früher als anonyme Brieffreundschaft lief, schießt jetzt als Email durch die Telefonleitungen und löst eine New York-Romanze aus. Morgens eilen Kathleen und Joe zum Computer, um die Post zu checken. Sie unter dem Pseudonym Shopgirl mit dem Apple Powerbook, er sachlich als "NY152" mit dem IBM Thinkpad schreibend. Dann schweben beide euphorisch durch die Straßen New Yorks, beglückt von einer elektronischen Brieffreundschaft, die eigentlich schon Liebe ist. Sie genießen das gleiche multikulti Intellektuellen-Viertel der West Side, in dem ein "Superstore" mächtig provokativ wirkt.

Aber genau so einen Bücher-Supermarkt eröffnet Joes Familie, während Kathleen um das Bestehen ihres kleinen Buchlädchens für Kinder bangt. Ein Familienkonzern mit seinen zynischen Seniorchefs gegen den kleinen Viertel-Laden - das ist unfair! Vor allem in den USA ohne Buchpreisbindung. Doch wie das bei romantischen Komödien so ist, wird das glückliche Zusammenkommen der Rivalen vom anderen Geschlecht nur eine Frage der Filmlänge sein, sonst wären es ja Tragödien.

Tom Hanks und Meg Ryan, zwei gute Schauspieler, die seit "Schlaflos in Seattle" und "Joe gegen den Vulkan" als Erfolgskombination gelten, setzen das filmisch nicht besonders spannende Mailen und Chatten in Gefühle um, wobei Meg Ryan hauptsächlich und albern mit den Nackenmuskeln tippt. Aber ist diese aufgeschwemmte Fettbacke Hanks wirklich attraktiv? Und dieses von ihren eigenen Manierismen unkenntlich überlagerte Komödienpüppchen Meg Ryan tatsächlich so süüüß und nett? Viel Figur läßt dieser ulkige Romanzenstar a la Doris Day jedenfalls nicht zu.

Reichlich Schmalzlieder helfen mit, jeden Konflikt in Wohlgefallen aufzulösen. Das klassische Verhältnis von passiv hilfloser Frau und aktivem Alleskönner war vor fast sechzig Jahren bei Lubitschs "Rendezvous nach Ladenschluß" mit dem schlacksigen James Stewart noch "in". Heute wirkt es befremdlich.

Aber das Ganze ist ja sowieso nur ein AOL-Werbegag! Mit dem Originaltitel "You've got mail" begrüßt AOL seine Kunden. Als idealisierende Einführung in die heile Welt des Chatten und Emailen taugt der Film allemal. Auch die positive Einstellung zu monopolistischen Ladenketten, dominanten Konzernen wird dem AOL-Inhaber Bertelsmann gefallen. Allerdings sieht AOL pur viel langweiliger aus und bietet nur einen gezähmten Abklatsch von der weiten Welt des Internet.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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