Ein Zuhause am Ende der Welt

USA 2004 (A Home at the End of the World) Regie: Michael Mayer mit Colin Farrell, Robin Wright Penn, Sissy Spacek, Dallas Roberts 97 Min. FSK ab 12

Glück, das pure Glück. Selten hat ein Film diesen flüchtigen Zustand in seiner normierten Lauflänge so einfangen können wie dies "Zuhause am Ende der Welt".

Bobby ist ein glückliches Kind. Als kleiner Junge darf er dem großen Bruder beim Sex zusehen und bekommt auch dessen Drogen zum Probieren ab. Zum ersten Mal sieht er, wie wunderbar die Welt ist, sogar das Morgen kann er sehen und "es ist schön"! Eine traumhafte Kindheit bis der beste aller Brüder, der weise und herzliche, von einem Moment auf den anderen stirbt.

Eigentlich ist Bobbys Leben tragisch - seine ganze Familie stirbt ihm nacheinander weg. Doch er ist der geborene Optimist, zieht bei seinem Freund Jonathan ein. Als dessen entrüstete Mutter die beiden beim Kiffen erwischt, lädt Bobby sie einfach dazu ein, auch mal am Joint zu ziehen. Ganz losgelöst tanzt sich das Trio dann ins Wohlgefühl hinein. Danach fummeln die Jungens ein wenig und trennen sich für ein paar Jahre.

Als das Landei Bobby dann auch von Ohio nach New York zieht, leben gegen alle Schemata: Bobby (Colin Ferrell mit Hippie-Frisur etwas deplatziert) ist Hetero und Jonathan (Dallas Roberts) Homo, trotzdem fummeln sie gerne. Mitbewohnerin Claire (Robin Wright Penn) ist Hetera und Bobby Hetera, zusammen bekommen sie ein Kind, obwohl nicht klar ist, wer von den Jungs der Vater ist. Gemeinsam beziehen sie ein Haus ausgerechnet in Woodstock!

Die Freundschaft von Bobby und Jonathan zieht sich über viele Jahre hin. Witzige und elegante Übergänge markieren die Zeitsprünge von 1967 nach 1974 und schließlich nach 1982. Anfangs ist die Zeit des Aufbruchs und der Erweiterung, die Zeit ohne Angst, in der alles möglich schien, mit ihrer wild verträumten Musik. Und die Zeit des freien Kiffens. Immer wieder fällt der Satz "Ich merke ja gar nichts" und dann ereignen sich die wunderbarsten Momente jenseits der Regeln von Familie und Konvention. Das Ergebnis ist so viel Glück, dass man es kaum fassen kann, und doch immer Angst um diese wundervollen Menschen hat. Sie sind voller Wärme und Melancholie, voller Freundschaften und Abschiede. Und ganz einfach ohne Allüren gespielt von Stars wie Colin Farrell, Robin Wright Penn und Sissy Spacek. Es bleibt der Schluss des Films: "Sie ist doch seltsam. Diese große, schöne Welt, in der alles Mögliche passieren kann ..."


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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