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Ehemänner und Ehefrauen

USA 1992 (Husbands and wives) Regie und Buch: WoodyAllen, 107 Min.

Kurz vor dem gemeinsamen Essen zweier Ehepaare kündigen Jackund Sally ihre Trennung an. Es kommt zu gewaltigenGefühlsausbrüchen: Nicht die Scheidenden sondern ihreFreunde rennen aufgeregt und abwechselnd ausrastend durch dasAppartement. Am hektischsten ist der Kameramann Carlo di Palma: Erreißt den Apparat von einem zur anderen, setzt sich, stehtwieder auf, folgt Allens Charakter Gabe, dann seiner Frau MiaFarrow/Judy, bis nach langen, nicht unterbrochenen Aufnahmen auch inder hintersten Kinoreihe die Grundfesten der Filmkonventionerschüttert sind. Zwar werden die Beziehungen in dennächsten hundert Minuten seltsame Wendungen nehmen, denSchwindel der durchgehend unruhigen, oft aus der Hand gefilmtenBilder erreichen sie nie. Woody Allen nahm in seinem 22. FilmReportageelemente auf, läßt die Figuren Interviews miteinem unbekannten Berichterstatter (vielleicht der Psychoanalytiker?)führen und deutet sogar einmal an, daß die ganzeGeschichte als Roman in sich selber enthalten ist.

"Ehemänner und Ehefrauen" wurde mit großem Werbeaufwandbesonders schnell ins Kino gebracht, um Woody AllensAuseinandersetzungen mit seiner Frau Mia Farrow und derenAnschuldigungen zu vermarkten. Wie in "Manhattan" läßtsich Allen in "Ehemänner und Ehefrauen" von einer sehr jungenFrau reizen. Einige Dialogzeilen erhalten durch die realen Ereignisseeinen besonderen Witz: Farrow zu Allen: "Hast du mir etwasverheimlicht?" Doch "Ehemänner und Ehefrauen" erzähltzuviel, ist zu reif und weise, daß man lange an dieStreitereien der Realität denkt. Das Schlußlied von ColePorter könnte auch der Filmtitel sein: "What is this thingcalled love?" Antworten gibt Allen keine, aber präsentiert mitleichter Hand eine Menge ernstzunehmender Beobachtungen im Milieu derintellektuellen New Yorker.

Immer schwingt Humor mit, meist in den theoretischen Reflexionen.Frustrationen begleiten die scheiternden Versuche körperlichenKontaktes. Es kommt nur zu einem großen (Kino-) Kuß mitRain, Blitz und Donner. Die hochklassige Schauspielerriege führtWoody Allen als der typische Verlierer selbst an. Juliette Lewis, diejunge Schauspielerin der Verführung aus "Kap der Angst",verzaubert ihn mit naiver Gestik, unbewußten Handbewegungen insHaar. Auf einer gemeinsamen Taxifahrt spielt sie ihren Charme derReizlosigkeit voll aus. Die bereits erwähnte Mia Farrow hateinen unsicheren, schwachen Part. Sydney Pollak, Regisseur vongroßen Erfolgen wie "Out of Africa", "Tootsie", übernimmtin einem seiner seltenen Schauspielausflüge den zweiten altenMann auf der Suche nach Neuem.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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