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EdTV

USA 1999 (EdTV) Regie Ron Howard, 122 Min. FSK ab 6.

Gestern war "Die Truman Show", heute sucht ein Fernsehsender den Kandidaten, der sein komplettes Leben für einige Zeit live von der Kamera verfolgen läßt. Ed Pekurny (Matthew McConaughey) ist nicht dumm, aber auch nicht klug und ganz süß. Deshalb wird der Arbeitslose für die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche-Fernsehshow ausgewählt und nicht sein großer Bruder Ray (Woody Harrelson), der so scharf war auf die Rolle im "TrueTV". Nun hat die ganze amerikanische TV-Nation Anteil am Morgenständer Eds, den Zehnägeln Eds und dem Familienleben der Pekurnys. Ray ist dabei ganz still vor Neid.

So startet "EdTV" als akzeptable Komödie mit eingebauten Zuschauerlachern und gutem Tempo. Das Remake eines französischen Films wurde inszeniert von Ron Howard, der mit Filmen wie "Backdraft", "Kopfgeld" oder "Apollo 13" für eine gewisse Qualität steht und bereits bei "Parenthood" und "Splash" mit den Autoren Lowell Ganz und Babaloo Mangel gut zusammenarbeitete. Leider macht sich jetzt bei "EdTV" schnell eine Vorhersehbarkeit breit, die Story entwickelt sich ziemlich unoriginell. Klar, daß Ed bald zum Star wird, einen eigenen Pepsi-Automaten erhält, sein Gesicht auf allen Werbeflächen auftaucht. Dann wird ihm und vor allem seiner neuen Freundin Shari (Jenny Elfman), die gerade vor laufenden Kameras seinen Bruder verließ, die Öffentlichkeit zuviel. Denn mittlerweile treffen Meinungsumfragen die Entscheidungen in Eds Leben und das Volk meint, die medienspröde Freundin soll einem kameraverliebten Model weichen. Das Thema Privatsphäre wird kurz angetäuscht, die Satire gibt sich eben mal gemein, die TV-Menschen handeln noch unsympathischer als sie es eh schon waren und die wieder vereinte Familie schlägt das schamlos voyeuristische Fernsehen mit dessen eigenen Mitteln.

Eine wachsende Zahl von Doku-Dramas, Klassiker wie "Die Fußbroichs" oder "Die Kinder von Golzow" und auch die zunehmende Präsenz von Kameras im alltäglichen Leben rütteln geradezu zum Nachdenken auf: Wie verändert sich das Leben vor dem Objektiv? Aber "EdTV" ist viel zu schwach, dies Thema und eine persönliche Geschichte bis zum Ende zu tragen. Er entscheidet sich für die Story und das Ergebnis ist ein lahmer Film zu einem hochaktuellen Thema. Belanglos wie der Inhalt kommt auch der Tralala-Pop auf der Tonspur daher. Immer wieder greift die Handlung zu den Kommentaren von Tonight-Talker Jay Leno und anderen Hilfsmitteln. Die Filmmusik bemüht sich überdeutlich und trotzdem vergeblich um Gefühle. Dann lieber noch mal "Truman Show" oder "Pleasantville".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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