Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam
Von Günter H. Jekubzik
Was ist nur ein Hügel und was schon ein Berg? Für die einheimischen Waliser ist ihr Mount Ffynnon der Berg, der sie seit Urzeiten vor den Angriffen fremder Invasoren schützte. Für die beiden englischen Kartographen mißt Mount Ffynnon knapp weniger als 1000 Fuß und wird deshalb auf der nächsten Landkarte nur als Hügel verzeichnet. Bereits diese lokale Katastrophe, aber auch das herbe Aufeinandertreffen von gemütlichen Walisern und englischer Geschäftigkeit sorgt für Aufregung in Ffynnon Garw.
"Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam" ist nicht nur durch seinen rekordverdächtig langen Titel außergewöhnlich. Die ganz besonders liebenswerte und spaßige Komödie schildert den Einbruch des Zahlensystems in eine glücklich zerstrittene Gemeinschaft und den originellen Kampf der dickköpfigen Waliser um "ihren" Berg.
Die beiden Landvermesser bilden ein tolles Team aus dem unfähigen Vorgesetzten Garrad und dem unsicher grinsenden Jüngling Anson (), der während dieser acht Tage "in der Fremde" zu seiner wahren Bestimmung finden wird. Doch einen noch größeren Spaß bietet die Dorfgemeinschaft von urigen Typen, die - da sie alle Jones oder Williams heißen - nur nach ihren Tätigkeiten benannt werden: "Davies die Schule" ist Lehrer, "Thomas die Schienen" Bahnbeamter und "Williams das Petroleum" betreibt die Autowerkstatt. Dazu kommen die Zwilling Thomas Twy und Thomas Twy Too. Es gibt aber auch Johnny Shellshocked, der verstört aus dem 1. Weltkrieg kam. Daß trotz der abwesenden jungen Männer noch regelmäßig auffällig rothaarige Kinder geboren werden, verdankt das Dorf nur Johnny dem Bock. Dieser Wirt initiiert auch die Bürgerinitiative zur Rettung des eigenen Berges. Denn die paar fehlenden Fuß Erde schafft der eigensinnige walisische Kampfeswille doch locker den Hügel hinauf.
Der in Los Angeles lebende Waliser Christopher Monger schrieb die Geschichte zum "Engländer..." nach einer Erzähler seines Großvaters. Die Figuren sind allesamt liebenswert, selbst der Streit zwischen Johnny dem Bock und dem eifernden Priester bleibt menschlich. Die dichte Handlung ist vortrefflich durch die Musik ironisiert. Leider lassen sich die unterschiedlichen Sprachcharaktere nur in der Originalversion erleben. "Der Engländer ..." läuft ab heute in
***
avz-kurz 13.1.96
Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam
GB 1995 (The Englishman who went up a hill but came down a mountain) Regie + Buch Christopher Monger, 105 Min.
Einst verteidigten die Waliser ihr Land mit Hilfe ihrer Hügel - Verzeihung: Berge - gegen alle fremden Eroberer. Jetzt kommen zwei von den Engländern in das Dorf Ffynnon Garw, um ihnen den ersten Berg wegzudefinieren. Denn der Ffynnon mißt nur 984 Fuß. 16 Fuß zu wenig für die engstirnigen Bestimmungen der Kartographen.Hugh Grant spielt den Landvermesser Anson in dieser aufragenden und emporstrebenden Komödie des Walisers Christopher Monger.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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