Dreizehn

USA 2003 (Thirteen) Regie Catherine Hardwicke mit Evan Rachel Wood, Holly Hunter, Nikki Reed, Vanessa Anne Hudgens 100 Min. FSK ab 12

Unschuldige Kinder? Pustekuchen! Wer hier eintritt, sollte jede Hoffnung hinsichtlich der lieben Kleinen fahren lassen. Catherine Hardwicke schrieb mit dem Teenager Nikki Reed den packenden und erschreckenden Niedergang einer 13-Jährigen in Los Angeles.

Im Gegensatz zu den Teeniefilm-Lügen aus der Welt gut situierter Drehbuchautoren taucht "Dreizehn" voll in das Leben einer Dreizehnjährigen und mit ihr in die schillernden Verführungen einer großen Stadt ein. Von einem Tag auf den anderen wird aus der guten Schülerin Tracy (Evan Rachel Wood) eine koksende, bepiercte Göre mit ziemlich ausschweifendem Leben. Sie will zu der Clique um Evie (Nikki Reed) gehören und klaut dafür eine Handtasche. Mit dem Geldbündel daraus geht es direkt zum intensiven Shopping. Tracy gehört jetzt dazu und macht alles gedankenlos mit. Zungenpiercing, Ecstasy und Sex in verschiedensten Konstellationen gehört ganz klar zum Leben, wenn man Dreizehn ist.

Der sensationell offene und lebensnahe Film zeigt gnadenlos die Rang- und Hackordnung in den Cliquen, macht klar, weshalb das falsche Biest Evie so ein einfaches Spiel bei Tracy und Mel hat. Die Schauspielerin der Evie, die 14-jährige Nikki Reed, schrieb übrigens das Drehbuch zusammen mit der Regisseurin Catherine Hardwicke. Und das zeichnet Leben einer 13-Jährigen aus L.A. wesentlich genauer, authentischer als es so eine brave Kritik wie diese vermag.

Tracy erlebt nun eine ganz andere Welt als die der Mutter Mel (Holly Hunter), die einen modischen Patch aus Leopardenfell noch naiv selbst auf die Jeans näht. Mel, die ihre eigenen Probleme kaum bewältigt, hat keine Chance, auf die rasanten Veränderungen der Tochter zu reagieren. Das spindeldürre Girlie isst nicht mehr und ignoriert die Schule. Trotzdem lässt der alte Schmerz, hervorgerufen durch die Drogensucht des Stiefvaters, nicht nach: Immer wieder fügt sich Tracy mit einer Schere kleine Wunden zu.

"Dreizehn" kommt nicht als Problemfilm daher - er fängt mit naher Handkamera auf den Einkaufstraßen und in den Nächten im Park sehr schön berauschendes Lebensgefühl ein. Trotzdem schnürt einem das hilflose Versinken in einen Strudel aus leeren Idealen die Kehle zu. Wenn kaum merklich alle Farben aus Tracys Leben verschwinden, ist das erschütternder, weil echter als so viele künstlich konstruierte Dramen. Nicht vergleichbar mit dämlichen Teeniestreifen oder den "Kids"-Filmen vom Voyeur Ken Clark, erschreckt und packt "Dreizehn" gleichermaßen. Die grandiose Schauspielerin Holly Hunter hält sich als Mutter Mel zurück, damit Evan Rachel Wood umso mehr wirkt.

http://www.dreizehn-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo