Drei Engel für Charlie - Volle Power

USA 2003 (Charlies Angels - Full Throttle) Regie McG mit Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu 105 Min. FSK ab 12

Brav und gestrig

Es ist ein Action-Barbie-Traum: Szene für Szene schlagen drei Freudinnen zu, tauchen ab und - das ist das Wichtigste: Ziehen sich um! Weil ich ein Mä-ä-ä-ädchen bin ... mag sich Drew Barrymore gesagt haben und produzierte dieses Action-Spiel für Girlies nach einer Siebziger TV-Serie.

Die Girly-Power beginnt wenig originell mit einem Teaser im Bondstil, der den bekannten Trailer komplett wieder verwertet. Dann gibt es einen Auftrag, der im weiteren Verlauf nur Vorwand ist für viele "coole" Auftritte der Geheimdienst-Mädels Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu zu Wasser, auf dem Land und in der Luft. Es geht zum Surfen, beim Motocross werden albernste Klamotten mit von jeder Realität abgehobener Action vermischt und in der Ethno-Ausstaffierung für die Mongolei prügelt frau sich besonders gerne.

Wohlwollend könnte man hinein interpretieren, die "Drei Engel für Charlie" machten sich einen Spaß mit bekannten Klischees von Mädels, Frauen und Action-Held(inn)en. Aber wenn "mann" diese bewegten Abziehbilder über 100 Minuten durchsitzt, erweist sich die Abwesenheit von jedem tieferen Sinn doch als sehr quälend.

"Volle Power" ist ein zweiter Teil, entsprechend unoriginell. Bemerkenswert ist, dass hinter den mannigfaltigen Zitaten, Parodien und Querverweisen der eigentliche Film verschwindet. Es wirkt alles wie schon mal gesehen, die Musik klingt zu durchgenudelt: Prodigys Firestarter ist nicht mehr hipp, höchstens ein Gag, denn Drew spielte mal in einem Stephen King-Film mit gleichem Titel. Die Inszenierungen des Videofilmers McG reißen auch nicht vom Hocker. Modisch und technisch bleibt alles brav und gestrig.

Wie Barbie-Action-Puppen mit immer neuen Outfits geht es durch die Szenen, die als Sinn eben nur diese Garderoben-Schau haben. Stunts wechseln sich ab mit Gags - beides nicht erste Sahne. Cameron Diaz hängt die meiste Zeit in Action-Szenen an helfenden Drahtseilen - ist also dramaturgisch nicht über ihre Grenze gefordert. Drew behandelt wie in vielen ihrer Filme ein Altersproblem, wohl das Thema eines Kinderstars, der schon bei "E.T." dabei war. Dazu gewinnt sie mit einem wahnsinnigem Ex und einer Sinnkrise den Preis für die am wenigsten flache Engel-Figur. Wie oft sind die Bösen die besseren, zumindest die interessanteren: Demi Moore meldet sich mit neuer Figur zurück - schauspielern kann sie auch nicht viel besser als die drei Engel. Spaßiger als der schwarze Clown Jimmy Bosley (Bernie Mac) sind Kurzauftritte von Bruce Willis und John Cleese als Lius ahnungsloser Vater, der von "Friends"-Mimen Matt LeBlanc "aufgeklärt" wird. Angesichts vergleichbarer Filme wie "Matrix 2" oder "Hulk" müsste dieser Engelfilm statt "Volle Power" eigentlich "Halbe Kraft zurück" heißen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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