Dr.T and the Women

USA 2000 (Dr.T and the Women) Regie Robert Altman, 122 Min.

Der reife Frauenschwarm Richard Gere als Gynäkologe - auf so eine gemein vertrackte Idee kann nur der alte Zyniker Robert Altman kommen. Und alle werden sich das Maul drüber zerreißen, ob "Dr. T" jetzt frauenfeindlich ist. Was Altman wohl eine helle Freude sein wird ...

Dazu muss der Film für die prüden Amerikaner absolut unerträglich sein: Er startet mitten in einer gynäkologischen Untersuchung und endet mit einer Geburt, einer echten! "Dr.T and the Women" ist ein wenig wie Cukors "Die Frauen". Denn um die dreht sich der Film hauptsächlich, auch wenn die Handlung öfter mal von Sally Travis, genannt Dr. T, erzählt. Seine Frau Kate (Farah Fawcett) löst sich gerade nicht nur von all dem lächerlichen, äußerlichen Gehabe der Wohlstandsgesellschaft, sie verabschiedet sich mit der originellen Krankheit, dem "Hestia-Komplex", auch vom Erwachsensein und ihrem Ehegatten. Sie wurde zu sehr geliebt, ihr Gatte Sally ist einfach zu perfekt. In jeder Hinsicht: Die Patientinnen rennen seine Praxis ein und wollen meistens mehr als nur ärztlichen Beistand. Die wunderbaren Töchter füllen die knappen Pausen mit ihren kleinen und lebensbedrohlichen Problemen aus. Und die sich aufopfernde Sprechstundenhilfe Carolyn (Shelly Long) wartet nur auf ihren Moment. Klassisch erholt sich der Arzt beim Golfen, trifft da aber auf die ehemalige Profispieler Bree (Helen Hunt, die einen Oscar allein für die Anzahl der guten Rollen in 2000 verdient hat), eine ganz andere Frau, die allein ihren Mann steht und Dr.T auf umwerfend komische und direkte Weise abschleppt. Ach ja, zwischendurch bekommen auch die Männer ihre Portion Spott ab, wenn sie in immer wieder neu lächerlichen Uniformen auf die Jagd gehen.

Diese hemmungslos spottende Komödie kommt zwar in Rosa und Lila daher, ist aber alles andere als die romantische Komödie, die der Trailer verkaufen will. Zuerst werden all die Luxusgeschöpfe verspottet, die ihr Leben mit Shopping und anderen lächerlichen Nutzlosigkeiten vertun. Der Höhepunkt ist die völlig durchgeknallte und dauernd alkoholisierte Tante Peggy (Laura Dern), die durch die gesamte Handlung torkelt. Eine von Sallys Töchtern sucht den Lebenssinn darin, als Cheerleader aufgenommen zu werden. Die andere ist in Dallas mit der Verschwörung um Kennedys Tod beschäftig und bastelt heftig an einer eigenen rund um die Hochzeit der lesbischen Schwester.

Wie beim "Zauberer von Oz" entführt auf märchenhafte Weise ein Wirbelsturm Dr. T aus dem unerträglichen Chaos seines Lebens nach Mexiko. Doch als Gynäkologe - und als Mann - kann er seiner Bestimmung nicht entkommen: überall gibt es Frauen. Manchmal, so stellt er schließlich mit Erleichterung fest, gebären sie auch Jungen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo