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Dr. M
(Frankreich/BRD 1990, Regie: Claude Chabrol, 112 Min.)
Claude Chabrols "Dr.Mabuse"
von Günter H. Jekubzik
An einem Morgen im Berlin der Zukunft rast ein Benzinlaster in einen Zug, der bekannte Fernsehmoderator brennt sein Haus ab und eine Frau wirft sich vor die U-Bahn. Drei neue Fälle in einer Serie von Selbstmorden und Unfällen. Was treibt die ganze Stadt dazu, sich entweder auf die letzte Reise oder in den Ferienclub Theratos zu begeben, der ein Frauengesicht auf riesigen, allgegenwärtigen Plakat-Bildschirmen für sich werben läßt? Kommissar Hartmann -der Name verrät den Typ des rauhen, frustrierten Einzelkämpfers- entdeckt zwischen den Opfern und der Trägerin dieses Gesichts einen Zusammenhang, der ihn zum Medien-Mogul Dr. Marsfeldt führt.
Ein neues Werk von Claude Chabrol stellt kein großes Ereignis dar, ist bei ihm doch pro Jahr mindestens ein Film fällig. Doch die Ankündigung von "Dr.M", einer Hommage an Fritz Lang, die dessen Figur Dr. M(abuse) im modernen Berlin sein diabolisches Unwesen treiben läßt, weckt Erwartungen. Der Anlaß liegt für Chabrol weit zurück: "1946 habe ich in einem Filmclub 'Dr. Mabuse, der Spieler' gesehen und danach beschloßen, selber Filme zu machen." Ein riesiger Spieltisch ist neben vielen Andeutungen und Namensverweisen der deutlichste Hinweis auf die Welt des Dr. Mabuse. Die Macht seines hypnotischen Blicks wird 1989 ersetzt durch die Einflußmöglichkeiten der Medien. Das Medium Dr. Mabuse wurde zum Medium Fernsehen oder genauer: zu 'MaterMedia'. Als dessen Besitzer ähnelt Dr. Marsfeldt eher einem Manager, das Teuflische steckt in der Technik und den Strukturen, die ihm ermöglichen, sich an Schönheit und Zerstörung zu berauschen.
Wie aber sieht die Zukunftswelt aus, wenn die technische Entwicklung den gewagtesten Science-Fiction abgehängt hat? Chabrol beeindruckt zeitweise durch bedrückende Berlin-Bilder mit den orwellschen-Bildschirmen, die auf bessere Welten verweisen. Auch die Diskothek mit den monotonen Klängen einer Fabrikhalle ist eine beklemmend düstere Zukunftsvision. Doch häufig aktiert das europäische Schauspielergemisch (Co-Produktion!) in seinen mit Absicht nicht mehrschichtig angelegten Rollen vor zu alltäglicher Kulisse. Da ist der Reiz zukünftiger Welten, die vom mysteriösen Mächten beherrscht werden, schnell dahin und übrig bleibt vorerst ein besserer Tatort, der sich öfters mal zu einem großen Film aufschwingt. Chabrol auf die Frage, ob er nicht einen Fernsehfilm mit 'flachen' Bildern gemacht habe: "No comment!".
Eine Kritik von Günter H. Jekubzik
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