Don't Come Knocking

BRD, Frankreich 2005 (Don't Come Knocking) Regie: Wim Wenders, Buch: Sam Shepard mit Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Gabriel Mann, Sarah Polley, Fairuza Balk, Eva Marie Saint 123 Min. FSK ab 6

Wenders lahmer Westen

Mit „Don't come knocking" schrieb und drehte Wim Wenders nach 21 Jahren erstmals wieder einen Film mit Sam Shepard, der auch die Hauptrolle spielt. Bemerkenswert, weil es 1984 mit „Paris, Texas" die Goldene Palme von Cannes gab. Und in diesem Jahr lief auch „Don't come knocking", die Suche nach der verlorenen Zeit und dem verlorenen Sohn, im Wettbewerb von Cannes.

Wenders neuer Road-Movie ist eigentlich ein Road-Western eines verlebten, alten Mannes, der ein Zuhause sucht. Wenders als Fotograf der Western-Ikonographie, von Landschaften, alten Hotels, Neon-Werbung und Hopper-Vorlagen ist brillant. Die Story dieser amerikanischen Produktion eher larmoyant: Nach wieder so einer Nacht mit Frauen, Drogen und viel Alkohol reitet Howard Spence (Sam Shepard), Star vieler Cowboyfilme, los in Richtung Horizont. Aber nicht für die Schlusseinstellung eines Films, sondern ganz ohne Kamera für den Anfang einer Flucht. Der Senior hat genug von seinem Leben, will einfach weg, verschenkt Pferd, Stiefel und Sporen, geht auf Socken weiter, heim zu Mama. Seit dreißig Jahren hat die nichts mehr von ihm gehört, gewährt ihm eher nüchtern Unterschlupf und äußert nur leise Kritik am haltlosen Leben Howards. Erst nach einer weiteren Nacht in Polizeigewahrsam erzählt sie ihm von dem Sohn, den er wohl irgendwo in Missouri habe. So geht die Reise weiter an einen alten Drehort, zu einer alten Affäre und den mittlerweile fast erwachsenen und ziemlich neurotischen Folgen. Und immer dabei während dieser traumhaften Reise ist eine Art blonder Engel, eine stille junge Frau, die Howard wissend folgt ...

Es ist durchaus bewegend, wie sich Howard, diese rat- und hilflose Mischung aus Cowboy und Coward (Feigling), mit Auto und Klamotten der verstorbenen Vaters auf Suche nach einem Sohn macht. Thematisch liegt er im Trend: Ältere Herren suchen ihr nie gekannten Sprösslinge, auch bei Jim Jarmuschs Road-Komödie „Broken Flowers". Und eine der möglichen Mütter taucht auch hier wieder auf, Jessica Lange spielt in beiden Filmen die gleiche Rolle - das muss am Alter liegen. Doch auch mit durchgehendem Humor, einer eindrucksvollen Darstellerriege (Tim Roth, Sarah Polley, Eva Marie Saint) und dem originellen Country-Blues-Soundtrack von T-Bone Burnett reicht dieses Motiv nicht. Man genießt die Bilder, die Stimmungen, schmunzelt zeitweise und kuckt irgendwann doch auf die Uhr.


Wobei - wie Wenders erzählte - die Arbeit an den gelungenen Figuren während der über dreijährigen Entwicklung, weitgehend in den Händen Sam Shepards lag. Wenders selbst kümmerte sich mehr um den Plot und hier wünschte man sich mehr Stringenz.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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