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Distant Voices, Still Lives

(Original mit Untertiteln, Großbritannien 1988, Regie und Buch: Terence Davies, 84 Min.)

"Distant Voices, Still Lives", das sind Stilleben und ferne Stimmen oder besser Gesänge aus der Vergangheit des Regisseurs und seiner Familie. Der erste Teil, der einen mit seinem ruhigen Rhythmus, dem Singsang des Liverpooler Dialektes und den warmen, gelblichen Farben schnell in den Bann zieht, wird von der tyrannischen Vaterfigur Mister D(avies) dominiert. In seinen krankhaft jähzornigen Anfällen schlägt er Frau und Töchter, seltene Zeichen der Liebe erzeugen auch im Sohn Tony(/Terence) ein zwiespältiges Verhälnis zu ihm. Die Familiengeschichte setzt sich aus Fragmenten, eben den 'Stilleben' zusammen, die mit einer unauffälligen, aber höchst kunstvollen Kamera aufgenommen wurden. Stimmen überbrücken und verbinden die Bilder, Gesang tröstet, verbindet, drückt Freude aus und kommentiert doppelbödig oder verstärkend.

Auch im zweiten Teil, dem fröhlicheren Leben der ausgewachsenen Kinder (der verstorbene Vater lugt nur als Gespenst in Form seines Bruders kurz durch einen Türspalt) machen die englischen Volkslieder aus dem Film eine anheimelnde Melodie, die sich um die rauhen Ecken und Kanten des Lebens einer Familie der englischen Unterschicht legt. Die Fragmente führen immer wieder in die gesellige, liverpooler Kneipenrunde, wo sich die Familie und alte Freundinnen zusammenfinden, die Frauen Solidarität singen und die Männer Männer sind. Der 1988 gemeinsam mit "Schmetterlinge" von Wolfgang Becker (auch noch nicht in den Kinos gesehen!) in Locarno ausgezeichnete Film ist ein stimmungsvoll-stimmiges und perfektes Kunstwerk in dem trotzdem nur Menschen zu sehen sind, die mit ihrem Erleben faszinieren.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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