Deckname Dennis

BRD 1996 (Deckname Dennis) Regie Thomas Frickel, 100 Min.

Ein Kuriositäten-Kabinett deutscher Befindlichkeit präsentiert der Regisseur Thomas Frickel mit seinem Dokumentarfilm "Deckname Dennis". Zur Premiere der satirischen Erkundung eines sehr seltsamen Landes, aber auch mit seinem älteren Film "Schlachtenbummel", der im Rahmen der "Wehrmachtsausstellung" in Aachen lief, reiste Frickel an. Selbstironisch warnte er das Publikum vor einem deutschen Dokumentarfilm mit unabwendbarer anschließender Diskussion: "Wenig Vergnügen!"

Vergnügen stellt sich bei "Deckname Dennis" allerdings unweigerlich ein. Das garantieren "Autofahrerpartei-Walzer", ein Gartenzwergmuseum, verschiedene un-geistige Führer extrem-rechter Bewegungen. Aber auch der politische Aschermittwoch der CSU in Passau oder ein konspiratives Treffen mit einer - mit anderen konkurrierenden - Exilregierung der Schlesier ist zu absurd um wahr zu sein. Dabei lockte Frickel all diese realen Manifestationen deutscher Querdenker ganz einfach mit dem angeblichen amerikanischen Journalisten Dennis R. D. Mascarenas hervor. In einer - nicht besonders gelungenen - Rahmenhandlung erhält Dennis den geheimen Auftrag, die Deutschen zu erkunden. So erfahren wir ebenso etwas über die "Erste Original Weltgrößte Kuckskucksuhr" wie über die Staatsordnung des "4. Reiches" mit Reichshafen in Rotterdam und Reichsbank in Zürich. Oft kippt das Lachen in Erschrecken um.

Frickel erarbeitete "Dennis" zusammen mit dem bekannten Kabarettisten Matthias Beltz, von dem auch die Off-Texte des Films stammen. Doch auch die komödiantische Form des Films ist Tarnung! Im Publikumsgespräch und im Interview verrät der erfahrene Dokumentarfilmer Details und Hintergrundwissen, daß oft interessanter als der bewußt nicht analytische Film wirkt. Aber halt nicht so komisch und Frickel bemerkt zu recht, daß die Zeit des Aggitationsfilms - in der er an der Startbahn West drehte - vorbei sei. Bislang konnte sich der Rüsselsheimer über mehrere Festivalpreise und 21.000 Zuschauer freuen - viel für einen Dokumentarfilm. Finanziert wurde "Deckname Dennis" mit den Mitteln eines deutschen Filmpreises, den Frickel 1993 für "Der Störenfried" erhielt, der Geschichte eines DDR-Priesters, der sich aus Protest verbrannte.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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