De-lovely - Die Cole Porter Story

USA/GB 2004 (De-Lovely) Regie: Irwin Winkler mit Kevin Kline, Ashley Judd, Jonathan Pryce 126 Min.

Cole Porter hatte das Glück (?), eine Verfilmung seines eigenen Lebens mit Cary Grant zu erleben. Der berühmte Song- und Musical-Komponist (1891 - 1964) reagierte mit seinem typischen spitzen Witz darauf: "Wenn ich das überlebe, kann ich alles überleben ..." Nun versucht sich der vielfach oscarnominierte Produzent und Regisseur Irwin Winkler (Das Netz) an einem Leben, das er vor allem als zerrissenes zwischen Ausschweifungen und platonischer Treue entwirft.

Eine am Klavier rückblickende und verspielte Biografie: Da sitzt der alte, leicht zynische Cole Porter (Kevin Cline) im Jahr 1964 als Komponist im Zuschauerraum eines Theaters. Auf der Bühne probt man sein letztes Musical, das seines Lebens. Einspruch zwecklos, niemand kann ihn hören. Nur der Regisseur (Jonathan Pryce) neben ihm gibt eventuell Einwände weiter, aber: Es ist seine Show!

Cole Porter wurde am 9. Juni 1891 in Peru, im US-Bundestaat Indiana geboren. 1918 traf er in Paris die geschiedene Amerikanerin Linda Thomas (Ashley Judd), die längst selbst zur High Society gehörte und auch selbst Vermögen besaß. Mit Linda konnte der bisexuelle Porter als Paar Single bleiben. Sie wurde auch Muse und Managerin für ihn. Sie liebte ihn und vermittelte den Kontakt zu Irving Berlin, der Porter zum Erfolg brachte und ein langjähriger Freund wurde.

So hatte Porter 1928 seinen ersten Hit "Let's Do It, Let's Fall in Love" (aus seinem Musical "Paris"). Eine ganze Reihe folgender Hits zementierte seinen Status als einer der wichtigsten Komponisten Amerikas  - neben solchen Lichtgestalten wie Irving Berlin, George Gershwin oder Jerome Kern. Seinen letzten und größten Triumph feierte er schließlich mit seinem Broadway-Musical ,,Kiss Me, Kate". Die Produktion gewann als erstes Musical überhaupt einen Tony Award.

An das ungewöhnliche Paar Cole/Linda klammert sich die Dramaturgie des Winkler-Films: Die Enttäuschungen, die Coles Lieben und nächtliche Ausschweifungen der hoffnungslos verliebten Linda bringen. Denn Cole Porter wollte "jede Art von Liebe, die zu haben war". Er "genoss die Begegnung mit dem gleichen Geschlecht" - was sich stark nach Autounfall anhört, ist die völlig verkrampfte Umschreibung, der Tatsachen, dass Porter schwul war. Aber ihre Treue brachte sie immer wieder zurück. Das letzte Mal nach seinem schweren Reitunfall, der sein rechtes Bein zertrümmerte. Mehr als zwanzig Operationen über Jahre hinweg, ermöglichten es, dass er weiterhin die Pedale des Pianos bedienen konnte. Nachdem Linda 1954 starb wurde sein Bein amputiert und er komponierte nie wieder einen Song. Am 15. Oktober 1964 starb Cole Porter.

Der Film verwöhnt Augen und Ohren mit reizvollen Spielorten (Paris, Venedig, Hollywood) und wunderbaren Gesichtern. Auf der Bühne immer wieder prominente Musiker, die Porter sehr brav interpretieren: Robbie Williams darf ganz am Anfang ein Liedchen trällern und mit angeklebten Haaren glänzen. Elvis Costello swingt auf einem ausschweifenden Maskenball "Let's Misbehave". An den bekanntesten Porter-Songs arbeiten sich auch Sheryl Crow ("Begin the Beguine") und Natalie Cole ab. Doch der Film bleibt recht statisch und bemüht. Man wünsche sich vor allem etwas von dem Witz des frühen Porters in Winklers Film. Der melancholische Niedergang des einst so frech lebendigen Musikers ist kein Vergnügen. Muss er auch nicht sein, doch so zäh braucht auch kein Leben zu sein. Die Musik ist schließlich das Beste, sie vor allem gibt dem Film Schwung. Aber das ist immerhin eine treffende Würdigung für den Komponisten.

http://www.delovely-derfilm.de/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo