Dancer in the Dark

DK/S 2000 (Dancer in the Dark) Regie Lars Von Trier, ca. 130 Min. FSK ab 12

Nicht nur für Pop-Fans, auch für Musical-Liebhaber und für jeden Filmfreund kommt jetzt endlich der Höhepunkt des Jahres ins Kino. "Dancer in the Dark" ist einer jener Ausnahmefilme, die noch Monate und Jahre nach dem Sehen beim kleinsten Filmausschnitt, bei den ersten Tönen eines Liedes Gänsehaut und Tränen auslösen. Gleichzeitig mit seiner wunderbaren Story erzählt dieser cineastische Meilenstein Filmgeschichte und -geschichten.

Nach einer Ouvertüre bei geschlossenem Vorhang, wie man sie zuletzt bei "Lawrence von Arabien" erlebte, spielt Björk die Arbeiterin Selma, die aus der Tschechoslowakei in die USA kam. Ihre große Leidenschaft sind Musicals, doch sie gibt und spart alles für die Operation ihres Sohnes, der wie sie an einer erblichen Augenkrankheit leidet. Halbblind opfert sie sich in unerträglich gefährlichen Nachtschichten und Heimarbeit, um dann auf die räuberische Verzweiflung eines Nachbarn hereinzufallen. Doch in der größten Verzweiflung erträumt Selma sich aus dem Rhythmus der Maschinen Musik und fantastische Musicalszenerien. Björks Kompositionen beginnen mit einem Industrie-Sound und nehmen - im Gegensatz zu den alten Musicals - die unerträgliche Realität auf. "Dancer in the Dark" ist in der Musical-Begeisterung der Hauptfigur (und sichtbar auch der von Triers) eine Erneuerung des Genres, die mit Catherine Deneuve ("Die Regenschirme von Cherbourg") und Namen wie Gene (Kelly) an dessen Edelstücke erinnert. Immer wieder taucht "The Sound of Music" auf, das in der Filmgeschichte hundertfach zitierte Musical. Selma probt es mit einer Amateurtruppe und hat die Rolle von Julie Andrews mit dem Lied von den "Schnitzels and Nudels" ("My favorite things"). Das moderne Industrial-Musical "Dancer in the Dark" ist nicht nur wegen dem tollen Spiel des Pop-Stars Björk eine Augenweide. Das kleine, energische Musikgenie aus Island machte seine erste Schauspieleinlage zum Abenteuer für das ganze Team. Björk spielte nicht, sie lebte die Rolle, was bei dem tragischen Ausgang eine emotionale Tortour für alle war.

Nach einer Trilogie über Frauen, die sich opfern ("Idioten", "Breaking the Waves"), will Lars von Trier demnächst eine Trilogie über Männer machen und Spaß dabei haben. In Cannes gab es dafür eine Goldene Palme für das Beste Schauspiel und eine für den Besten Film.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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