Crime Time
GB/BRD 1996 (Crime Time) Rege George Sluizer, 114 Min.
Während der junge, arbeitslose Schauspieler Bobby Mahon(Stephen Baldwin) sich im Theater den blutigen Macbeth reinzieht,findet in einer abgelegenen Straße ein Mord an einer Fraustatt. Sidney (Pete Postlethwaite) ersticht sie, schneidet ihr daslinke Auge heraus und nimmt einen Strumpf mit. Die ratlose Polizeimeldet sich bei "Crime Time", einer TV-Sendung ähnlich demdeutschen "Aktenzeichen XY" mit Verbrecher Ede. Den professionellgedrehten Folgen von "Crime Time" fehlt nur der wesentliche Aspektdes Laientheaters.
Bobby Mahon erhält tags drauf in "Crime Time" die Rolle desMörders und wird, als bald weitere erstochene Frauen auftauchen,Opfer seiner professionellen Berufshaltung. Mit großerFaszination versetzt sich Bobby immer intensiver in die Person desTäters, versucht "The Element of Crime (Time)" herauszuarbeiten.Nach anfänglicher Kritik und einigen Tips per Telefon ist auchdas Original Sidney ganz zufrieden mit Bobbys Darstellung. Als sichjedoch eine Frau wehrt und den Mörder außer Gefecht setzt,wird auch das Double arbeitslos. Das Ende der Serie läßtden Sender, seinen Star und die Polizei ratlos zurück. Was sollBobby nun tun, um seine Karriere in der TV-Serie über denSerienkiller fortzusetzen?
Der Niederländer George Sluizer brachte diesen spannendenAnsatz sehr deutlich ins Bild: Der Mörder und sein Schauspielersind voneinander abhängig, sie bilden bald ein unzertrennlichesPaar. Intensive Szenen drängen ein düsteres, makabresGedankenspiel auf. Auch die Frage von Gewalt in den Medien stelltsich. Findet die Polizei über das Fernsehen den Täter oderschafft die öffentliche Serie neue Mörder?Doppelbödige Aufnahmen machen früh hellhörig: Sind wirjetzt in der Serie "Crime Time" oder nur im Film? Was ist real, wasFilm? Läßt sich das, was wir sehen tatsächlicheinfach als "nur Film" abzutun?
Das Thema wird immer wieder in Filmen selbst behandelt und erlebtgerade eine neue Hochsaison: Wim Wenders zeigt in"The End ofViolence" Hollywood-Gewalt in und um den Film. Am Ende von "CrimeTime" liefert auch Sluizer seinen Kommentar zu Hollywood: Bobby hatkeine Chance umzudenken. Er muß für "Crime Time in L.A"weiter morden, so will es die erfolgreichste Dramaturgie der Welt.
Leider entwickelte Sluizer ("Utz", 1991;"Spurlos", 1992) die hochbrisanteStory zu träge. Einige psychologische Schritte erscheinenunklar. Während die Erklärung für die Augenmanieschlüssig ist, bleibt der Grund für den Strumpfraubrätselhaft. Der kleine, Stephen Baldwin mit demSchlafzimmerblick paßt gut in die Rolle des ehrgeizigenJüngling, der von seiner Rolle verschlungen wird. Schonfrüh macht ein gefühlsintensives Schauspieltraining mitBobby Mahon unsicher: Spielt er oder ist es ihm ernst? Vielleicht istder Ernst gespielt? "Bobby" lautet auch der Spitzname von RobertDeNiro, der sich nach der Methode vom Actors Studio sehr intensiv inseine Rollen hineinversetzt. Pete Postlethwaite beeindruckt mit einervielschichtigen, abgründigen Mörderfigur mitten aus dembritischen Bürgertum. Er hat ein sehr präsentes Kinojahr:Neben der Killerrolle war er schon als Priester in"Romeo undJulia" zu sehen und in ein paar Wochen leitet er dieBergarbeiterblaskapelle von "Brassed Off".
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