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Clubbed to Death

Frankreich 1996 (Clubbed to Death) Regie Yolande Zauberman, mit Elodie Bouchez, Béatrice Dalle, Roschdy Zem, Richard Courcet, 90 Min.

Es fängt so zufällig an, wie viele gute Geschichten: Lola (Elodie Bouchez) schlief nach der Arbeit im Bus ein und wacht erst an der Endstation weit draußen vor der Stadt auf. Voller Panik in einer verlassenen Gegend flieht sie in einen überfüllten Musikschuppen. Lola schluckt irgendeine Pille, treibt willenlos durch die diffuse, graue, nebelige Szenerie mit ihren verzerrten Gesichtern. Richtig verloren ist Lola erst, als sie in den Armen von Emir (Roschdy Zem) aufwacht. Der Ex-Boxer algerischer Abstammung nimmt sie mit nach Hause und es entsteht eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, die sich als brutales, schmerzensreiches Beziehungsdreieck in eindrucksvollen, authentisch wirkenden Szenen über die Tanzfläche spannt. Und wie es sich für eine "amour fou" gehört, kann es nicht gut und schon gar nicht vernünftig ausgehen.

Das naive, junge Mädel zerstört die abgestandene Beziehung zwischen Emir und Saida, der Tänzerin. Beide sind Koksnasen. Ismael (Richard Courcet), ein Dealer, will seinen Bruder Emir wieder im Ring sehen, um Schulden zu begleichen.

Béatrice Dalle - die Saida -, verkörperte früher selbst auch mal so eine junge Schönheit wie Lola. Jetzt beeindruckt sie mit Wut, Leidenschaft und glaubhaften, großen Gefühlen. Die Regisseurin Yolande Zauberman zaubert packende Atmosphären in und um den Club: Der seltsame, traumhafte Vorort liegt am Tag in der Nähe des Meeres und ist zwischen Buden und Fabriken von vielen farbigen Menschen belebt. Massive Attack und andere starke Club-Musiker spielen im Wechsel mit schwerer tragischer Musik - selbst Klassik - eine wichtige Rolle. "Clubbed to death" heißt auch der Titelsong von Robdy. Philippe Cohen-Solal schrieb als Filmmusik eine Art "Techno mit einem Anteil Soul".

Obwohl beim Thema Techno erwartet, gehen von "Clubbed to death" keine visuelle Impulse aus. Yolande Zauberman ließ viel mit Handkamera filmen und legte ein braunes, schmutziges Licht über viele Szenen. Auch der andere Club-Film "Wasted" (Naar de Kloote) handelt VON der Szene. Die Ästhetik entstand nicht IN der Szene! Das Wilde in Ian Kerkhofs verfremdeten Videobildern beruhigte sich bald für eine bekannte Geschichte, des naiven Mädchen vom Lande, das unter die Räder der gerade aktuellen Jugendmode kommt. Es bleibt die treibende, starke Musik der Neunziger, in "Clubbed to Death" noch wirkungsvoller mit orchestraler Filmmusik kombiniert.

Eine Episode aus "Amsterdam Global Village" zeigt genau die ARBEIT einer DJ mit ihren Scheiben auf: Zuerst schleppt sie den schweren Koffer durch die Straßen Amsterdams, dann durch die Menge im Club. Hinter den Plattenspielern kommt sie langsam in Schwung, peitscht sich und die Menge mit guten Mix zur Stimmung.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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