Charlie und die Schokoladenfabrik

USA/Großbritannien 2005 (Charlie and the Chocolate Factory) Regie: Tim Burton mit Johnny Depp, Freddie Highmore, David Kelly, Helena Bonham Carter, Christopher Lee 106 Min.

Nur wer im Windschatten einer Schokoladenfabrik aufgewachsen ist, weiß, dass dort nicht alles märchenhaft riecht. Tim Burton verfilmte auf seine unnachahmlich fantastische Art "Charlie und die Schokoladenfabrik", die beliebte Geschichte von Roald Dahl. Eine zartbittere Kindergeschichte um die süße Droge mit vielen Überraschungen zum Staunen, Schmunzeln, Träumen.

Eines Tages lädt der exzentrische Willi Wonka (Johnny Depp) fünf Kinder ein, seine sagenhafte Schokoladenfabrik zu besichtigen. Jahrelang war diese so verschlossen wie ihr Eigner. Nun dürfen die sein Geheimnis entdecken, die ein goldenes Ticket in ihrem Schokoriegel finden. Die Familie des bettelarmen Charlie sieht es voraus: Wahrscheinlich werden nur reiche Kinder die Tickets finden. Und tatsächlich, die ersten vier gehen an eine verwöhnte Göre, deren Industriellen-Vater industriell Riegel öffnen ließ, an einen verfressenen deutschen Fleischersohn, an die erfolgsgeile Sportlerin Violetta und an das Video-Kids, das Wonkas Computer knackte. Doch durch ein Wunder ist auch Charlie dabei. Er könnte das Ticket für viel Geld verkaufen, für seine arme Familie, die alle unter einer Decke leben, und das ist nicht im übertragenen Sinn gemeint. Aber sein Opa weiß, Geld ist gewöhnlich, es gibt so viel davon. Das Ticket ist allerdings einmalig.

So geht es in die hermetisch abgeschlossene Schokoladenfabrik, ein Traumland Tim Burtons und seines Protagonisten, in dem vor allem Fantasie Trumpf ist. Wonka ist eine Mischung aus Michael Jackson und Marylin Manson. So ist die reißende Abenteuerfahrt über Schokoladenströme immer wieder durchsetzt von Gemeinheiten. Jedes der Kinder tappt in sein ganz persönliches Fette-Schokolade-Näpfchen. Fast jedes. Denn während sich vier von ihnen als verzogene, gierige Gören erweisen, bleibt der bettelarme Charlie ehrlich und könnte tatsächlich den von Willy Wonka ausgesetzten Preis erhalten ...

Das Original "Willy Wonka & the Chocolate Factory" ist als Kinderfilm für Groß und Klein fast so beliebt wie die süße Leckerei, um die sich darin alles dreht. Nach 1971 wurde das Buch von Roald Dahl nun mit einer sagenhaften Besetzung von Tim Burton neu verfilmt. Und zum vierten Male (nach "Edward mit den Scherenhänden", "Sleepy Hollow", "Mars Attacks" und "Ed Wood") wählte er Johnny Depp als seinen Darsteller. Der ließ sich für diese Rolle von Schock-Rocker Marilyn Manson inspirieren, der selbst Wonka spielen wollte! So geriet Willy Wonka verspielt, skurril mit einem makabren Touch. Aber mit Herz, denn Willy war nie ein Kind, weil sein Vater, der berühmte Zahnarzt, ihm alle Süßigkeiten verbot.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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Mit seiner einzigartigen Fantasie und Gestaltungskraft hat Tim Burton in diesem Stoff eine ideale Rohmasse für einen Augenschmaus gefunden, den er mit einer - trotz der zu gierigen Kinder - sehr positiven Stimmung ausstattete. Da gibt es ein Wasser- oder besser: Schokoladenballett, da wird genial Kubriks "2001" mit einer weiteren verrückten Idee verschmolzen. Und - nicht ganz Tim Burton - eine einfache Erkenntnis: "Familie ist wichtiger als alle Schokolade der Welt." Diese Moral schmilzt im Herz, nicht im Hirn.