Carrington

Erstaufführung, GB 1994, Regie Christopher Hampton, 122 Min.

"Carrington" beginnt mit Emma Thompson und bleibt bis zum Ende gänzlich ihr Film. In Reiterhosen, mit kurzer Pagenfrisur spielt sie die burschikose Malerin Dora Carrington, die von 1915 bis 1931 eine außerordentliche Liebesbeziehung mit dem schwulen, zu seiner Zeit ebenfalls in England bekannten Schriftsteller Lytton Strachey lebte. Die jungen Männer bedrängen Carrington sexuell, doch mit dem älteren Lytton (Jonathan Pryce) zieht sie in ein Landhaus, das sich bald zum künstlerisch gestalteten Glücksort verwandelt. Obwohl unterschiedliche körperliche Bedürfnisse sich nicht zusammen kommen lassen, überlebt diese innige, tiefe Beziehung alle späteren Lieben. Die Vielfalt verschiedener Wünsche führt zu einem fragilen Gleichgewicht aus Unabhängigkeit und Eifersucht, das sich im Laufe der Jahre zu einem veritablen Mobile der Paare entwickelt.Wenn es tatsächlich häßlich macht, jemanden, den man einst liebte, zu hassen, dann muß Carrington eine sehr schöne Frau gewesen sein. Denn nicht Haß und Totschlag bestimmen die Handlung, Hampton registriert in schönen, undramatischen Szenen die einfachen Veränderungen und Schwankungen. Lyttons Schreiben und Carringtons Malerei ereignen sich unthematisiert nur am Rande. Oft sind die persönlichen Gründe recht pragmatisch, der Film zeigt aber poetisch und bewegend ein ungewöhnliches Zusammenleben. Allein Michael Nymans an sich passende Filmmusik haut immer wieder wie ein unnötiger emotionaler Krückstock in den ansonsten rundum gelungenen Debütfilm.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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