Carrie 2 - Die Rache

The Rage: Carrie II

USA 1998. Produktion: Red Bank Films. Produzent: Paul Monash. Regie: Katt Shea. Buch: Rafael Moreu. Kamera: Donald M. Morgan. Musik: Daniel B. Harvey. Schnitt: Richard Nord. Darsteller: Emily Bergl (Rachel Lang), Jason London (Jesse Ryan), Dylan Bruno (Mark Bing), J. Smith-Cameron (Barbara Lang), Amy Irving (Sue Snell), Zachery Ty Bryan (Eric Stark). 104 Min. FSK: ??. Verleih: Warner.

Haben Sie sich vor zwanzig Jahren mal erschreckt? Dann machen Sie doch ein Remake draus! Das liegt voll im Trend! Nach "H20", der Spätauswertung von "Halloween", folgt jetzt C20: Zwanzig Jahre nach "Carrie". Die in der Schluss-Einstellung des ersten Erfolgsfilm von Brian de Palma (nach dem ersten Bucherfolg für Stephen King) angedeutete Wiederbelebung erfährt allerdings nicht die eindringlich von Sissy Spacek (Oscar-Nominierung!) gespielte Carrie. Spacek, de Palma und King hielten sich wohlweislich von diesem Projekt fern.

Das Original

So muss sich Miss Snell (Amy Irving) als besorgte Schulpsychologin um eine neue Erscheinung psychokinetischer Kräfte kümmern. Damit nicht das Gleiche wie vor zwanzig Jahren passiert? Blödsinn: Damit genau das Gleiche wie vor zwanzig Jahren passiert! Wir erfahren aber so aus berufenem Munde, dass die Schülerin Rachel die Halbschwester der filmhistorischen Carrie ist. Ihre Kräfte beruhen auf "einer vom Vater vererbten genetischen Unregelmäßigkeit." Aha. Ihre Mutter sitzt wegen Schizophrenie in der Anstalt, in der auch Miss Snell nach der mörderischen Abschlußfeier vor zwanzig Jahren behandelt wurde.

Wie in all den horrenden Teenie-Filmen ist die Szenerie die elitäre Cliquengesellschaft amerikanischer Schulhöfe. Nach dem Selbstmord von Rachels bester Freundin schreit ein Football spielender Haufen von Idioten, der Frauen für eine Punktwertung verführt und sie dann fallenläßt (manchmal mehrerer Etagen tief in den Selbstmord), förmlich nach Ärger. Der Obermacho Mark und seine Dummhansels: Fünf furchtbare Typen, die Solidarität unter Arschlöchern üben. Eric Stark ist für den Tod verantwortlich, aber er ist im Football-Team und kurz vor dem wichtigsten Spiel des Lebens, da wo immer wieder mit einem Football-Stipendium die Fahrkarte aus der Provinz gelöst werden soll. Eine idiotische Behauptung, die auch nicht sinniger wird, wenn jeder Teenie-Film sie wiederholt oder minimal variiert (siehe "Varsity Blues").

Damit die Geschichte nicht simpel unter Null wird, funkt es noch zwischen der Zynikerin Rachel (Emily Bergl) und dem wahren Romantiker Jesse (Jason London). Beide mögen die Musik von Garbage und nach der überdeutlichen Einführung im Literaturuntericht fragen wir uns nur noch, wie sie wohl den gemeinsamen Tod finden werden. Klar, schon in "Carrie" gab es 73 Tote beim Abschlußball, die Ruinen der alten Schule sind heute noch zu sehen. Und bald wird wieder einer sagen: Wir verpassen eine mordsgeile Party!

Die Spätverwertung "Carrie 2" wurde von Katt Shea ("Stripped To Kill", "Poison Ivy"), einer erfahrenen Regisseurin für billige Genreproduktionen, ganz akzeptabel erzählt, wenn man sich mit der Wiederholung der Wiederholung zufrieden gibt. Allerdings lässt sich Rachel viel zu einfach von den Zombies der Normalität einwickeln. Und es dauert zu lange, bis tatsächlich passiert, was schon weit vorher erwartet wurde. Das Abschlachten der lieben Klassenkameraden ist heute selbstverständlich trickreicher und digitaler. Vor zwanzig Jahren, gab es noch keine CDs, die Köpfe rollen lassen. Trotz immer wieder in den Ablauf knallender Schwarzweiß-Visionen kommt erst in der allerletzten Szene, "ein Jahr später", Horror auf: Ein Schreckensmoment entsteigt dem Spiegel und ein Überlebender, der sich in einer irritierenden, unendlichen Spiegelreihe verliert, wirbt für die Fortsetzung - die hoffentlich erst in zwanzig Jahren erscheint.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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