Die Blutritter

BRD 2003 (Die Blutritter) Regie: Douglas Wolfsperger 90 Min.

Lauter nette Menschen porträtierte Wolfsperger in seiner erfolgreichen Dokumentation über das Wiener Kino "Bellaria". Nun kehrt er in das schwäbische Dorf Weingarten zurück, dorthin, wo er ins Internat ging und von einem katholischen Ritus fasziniert war. Die "Blutritter" verehren eine Reliquie, einen Tropfen Blut von Jesus, der sich in einer Glasphiole wohl erstaunlich gut gehalten hat. (Aber auch sein Fleisch wird ja nach fast 2000 Jahren immer noch in seltsamen Riten verzehrt.) Am Blutfreitag reitet alles, was ein Pferd hat und Mann ist ums Dorf, singt und betet an verschiedenen Stationen und abends gehen alle in die Kirche und singen und beten noch ein wenig mehr.

Lauter nette Menschen scheint auch Weingarten zu beherbergen, sie erzählen begeistert von ihrem Leben und der Hauptattraktion im Kaff. Das ist der Metzger mit den glücklichen Viechern, die ganz unaufgeregt zur Schlachtbank gehen sollen. Eine afrikanische Ehefrau aus dem Versandkatalog ("deutsche Frauen sind zu emanzipiert") bekommt eine Erklärung des Blutfreitag von zwei Männern und greift dabei dem falschen ans Knie - der Ehemann sitzt auf der anderen Seite! Von Frauen hält der Weingärtner an sich nicht viel, sie dürfen ja auch nicht mitreiten. Aber er weint um die treue Ronja - sein Pferd. Nur der schwule Dekorateur hat das gottesfürchtige Nest verlassen müssen, denn "die Kirche segnet alles, Autos, Tiere, nur keine gleichgeschlechtliche Partnerschaft". So entblößen sich lauter nette Leute freiwillig und erschreckend naiv als abstoßend erzkonservativer Haufen, vielen würde auch eine weiße Kapuze stehen. Angeführt von dem Hostienhalter, dem Ordensbruder im Ornat, der mit einem falschen Dauergrinsen Glückseligkeit als chronische Krankheit erscheinen lässt.

Bemerkenswert bei der durchaus nicht hinterhältigen Art, mit der Wolfsperger seine Menschen befragte und porträtierte, ist dass diese sich als durchaus gut getroffen sehen, den Film als gelungen empfinden. Dass er das - auf ganz andere Weise - ist, fanden auch die Zuschauer bei der Premiere in Locarno. Nur die Anwesenheit des schwulen Pärchens, das man doch schon erfolgreich vertrieben hatte, vereiste die Situation etwas.

http://www.blutritter-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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