Das Boot - Der Director's Cut

BRD 1981 / USA 1997 (Das Boot) Regie Wolfgang Petersen, 210 Min.

Tauchfahrt in die Filmgeschichte

Von Günter H. Jekubzik

Das längste U-Boot der Filmgeschichte, die U96 von WolfgangPetersen, geht wieder auf Tauchfahrt. In der Fernsehfassung war "DasBoot" (nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim) beinahefünf Stunden unterwegs, im Kino ging es schon nach zweieinhalbStunden "Schiffchen versenken" selbst unter.

"Das Boot" ist ein wichtiges Werk - für Petersens Karriereund das Ansehen des deutschen Films in Hollywood. "Mit dem Boot nachHollywood" heißt beispielsweise ein Kapitel inPetersensBiographie von Ulrich Greiwe. Zum "Mythos Boot" gehörtebenso der eindringliche Doldinger-Soundtrack, der eigentlich nurdrauf wartete, im Technofieber aufgewärmt zu werden.

Petersen Karriere war jedoch schon in Deutschland eindrucksvoll:Vom kurzen Bühnenintermezzo über den allerersten Jahrgangder Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin 1966, die Jahre beimFernsehen mit enorm erfolgreichen Tatorten ("Reifeprüfung"), diedeutschen Kinofilme "Das Boot" oder "Die unendliche Geschichte" unddann die amerikanischen Großproduktionen nach"Tod im Spiegel". Schonimmer wollte Wolfgang Petersen den "Director's Cut" vom "Boot"realisieren. Ein "Director's Cut" ist die persönlicheFilmfassung eines Filmregisseurs. Obwohl der Regisseur in Europameist als gestaltender Künstler angesehen wird, fungiert er inden USA nur als einer von vielen Handwerkern, als Rädchen in dergroßen Produktionsmaschinerie. Nur ganz wenige Regisseuredürfen auch noch den Schnitt ihrer Filme leiten. Petersengehört nach den Erfolgen von"In the Line of Fire"(1992) mit Clint Eastwood,"Outbreak"(1995) mit Dustin Hoffman und"Air Force One" (1997) mitHarrison Ford zu ihnen.

Aufgrund der Fernsehfassung gab es genügend Material, diegewünschten neuen Akzente zu legen. Die Charaktere solltenbesser herausgearbeitet und die klaustrophobischen Tauchszenenintensiviert werden. Kurz: ein "größere emotionaleTiefenschärfe" (Cutter Hannes Nickel) wurde angepeilt. Herauskam ein dreieinhalb Stunden Film-Marathon.

Besonders wirkungsvoll ist der "Director's Cut" nahe an denLautsprecherboxen: die Schiffsschraube des drohenden Zerstörerskommt bedrohlich nahe, und Wasserschäden an der Bekleidungscheinen auch möglich zu sein. Schon für den Sound desoriginalen Kinofilms gab es zwei Oscarnominierungen. Jetztschließt eine Surround-Akustik das Publikum ebenso ein, wie dieBoothülle seine Besatzung. Der Flieger kommt von hinten, derZerstörer pflügt von vorne links schräg durch denSaal! Die Dialoge konnten allerdings nicht nachbearbeitet werden, sietönen etwas flach und bescheiden nur von vorne.

Was bringt nun ein erneuter Blick ins Boot? Noch immer kernigeMännersprüche, noch immer ein Kriegsfilm mit nur leichtenZweifeln am eigenen Handeln. Sehr viele bekannte Gesichter desdeutschen Films zeigen sich mit ein paar Falten weniger. Heinz Hoenigals leiser Horcher, Herbert Grönemeyer als KriegsreporterLeutnant Werner und alter ego von Buchheim. Jürgen Prochnow alsKapitän hatte schon damals die Leitung in der Petersen-Crew.Klaus Wennemann, Martin Semmelrogge, Uwe Ochsenknecht, GünterLamprecht und Otto Sander waren auch dabei. Petersens sehr guteInszenierung ist unbestritten. Wiewohl lange Minuten Hochspannung dieSeehoheit übernehmen, fehlt merklich der rote Faden. Da steckennoch die kürzeren Handlungsbögen der Fernsehfolgen imgroßen Aufbau quer.

Die Diskussionen über Militarismus-Darstellungen könntensich wiederholen. Aber in den Neunzigern ist das wohlnebensächlich - Hauptsache der Sound ist geil!


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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