ghj-logo

Buena Vista Social Club

 

BRD/USA/Kuba 1999 (Buena Vista Social Club) Regie Wim Wenders, 105 Min.

Der Soundtrack entstand ausnahmsweise einmal vor dem Film: Eine Gruppe kubanischer Musiker, deren Alter alles Biblische längst überschritten hat, traf sich vor einigen Jahren mit dem amerikanischen Gitarristen Ry Cooder. Es gab drei Konzerte und eine CD mit dem Titel "Buena Vista Social Club", die weltweit zum Bestseller wurde. Da Cooder schon öfters mit Wenders zusammenarbeitete ("Paris, Texas", "Am Ende der Gewalt"), machte sich nun der deutsche Regisseur auf, diese originelle Geschichte mit der (digitalen) Video-Kamera einzugangen.

Was mit der mitreißenden Latino-Musik und den reizvollen Aufnahmen der Küstenstraße von Havanna so sonnig vielversprechend klingt, erweist sich als große Enttäuschung. Der Film "Buena Vista Social Club" ist uninspirierter Standard: Vorstellung der verblüffend alten und trotzdem lebendigen Bandmitglieder, Besichtigung einiger historischer Orte, alte Geschichten, ein paar Probesitzungen, Reiseaufnahmen und die Konzerte. Das Ganze bleibt oberflächlich pitoresk und erzählt erschreckend wenig von Kuba und dem dortigen Leben. Selbst die Musiker bleiben einem fremd. Viel mehr bietet dagegen das niederländisch koproduzierte Gegenstück "Lagrimas Negras" mit anderen Senioren-Musikern aus Kuba. Aber das hat ja nicht Wenders gemacht und deshalb wird es in Deutschland auch kaum zu sehen sein.

Man muß sich angesichts mehrerer durch die Welt tourender Rentnerbands aus Kuba nicht nur um die Altersversorgung kubanischer Musiker sorgen. Auch die Zukunft des Regisseurs Wim Wenders, der früher so viel Wert auf die Qualität seiner Bilder legte, erscheint bedenklich. Es kann nicht nur an der digitalen Kamera liegen, mit der Wenders in Kuba arbeitete, daß alles so seelenlos bleibt. Noch in "Lisbon Story" setzte er doch die portugiesischen Musiker von Madredeus so exzellent in Szene. Um es mit dem reißerischen Werbespruch des Film zu sagen: "Dieser Sommer wird kubanisch" - in Kuba sicherlich, bei uns bleibt er unterkühlt!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo