Blair Witch 2

USA 2000 (Blair Witch 2: Book of Shadows) Regie Joe Berlinger, 90 Min.

Im Gegensatz zur grausamen Horroralltag des Kinos, der mit brachialen Mitteln und stupider Wiederholung erschreckt, sorgt die Erweiterung des Sensationserfolges "Blair Witch Project" für subtilen Schrecken. So subtil, dass die Rätsel um die Hexe nur noch rätselhafter werden ...

Alle kennen das "Blair Witch Project", das ist klar. So stolpern die Schreckenstouristen rudelweise durch den Wald von Burkittsville, die Kamerateams laufen sich selbst über den Haufen. Eine witzige Manie, nur einige Bewohner, die nicht mit verdienen, rufen: "Verschwindet aus unserem Wald!"

Der geschäftstüchtige Jeff - kürzlich aus der Psychiatrie entlassen - führt vier junge Leute im Rahmen seiner "Blair Witch Hunt" in den Wald. Zwar steht ein alter Baum etwas deplaziert in einer zu frischen Ruine, doch ansonsten keine Spur von Geistern. Am nächsten Morgen sind allerdings alle Kameras des Aufnahmefanatikers Jeff zerstört und auf den geheimnisvoll vergrabenen Bändern fehlen mehrere Stunden. Erst nach der Rückkehr in Jeffs seltsame Wohnfestung zeigen sich schreckliche und blutige Spuren der letzten Nacht.

Der Nachfolger versucht nicht wie der Vorgänger, den Schein eines "echten Dokuments" zu erzeugen. "Blair Witch 2" ist klar ein Spielfilm, aber doch erneut eine irritierende Reflexion über Film und die Wahrheit in Videodokumenten. Auf einer postmodern verlagerten Ebene läuft das gleiche Spiel zwischen Inszenierung und Realität ab. Durch Zwischenschnitte von grausamen Taten und polizeilichen Verhörszenen mit einigen der Beteiligten spannt sich die Neugier zu dem, was bald geschehen sein wird. Die gespenstigen Erscheinungen sind und bleiben unerklärlich, was den ungewöhnlichen Reiz von "Blair Witch 2" ausmacht. Es ist ein unerwarteter Mischmasch der uns orientierungslos läßt und damit umso angreifbarer für den Schrecken macht.

Subtil ergreift der Wahnsinn selbst den rationalen Geisterfachmann Steven. Die hexengläubige, naive Hexe Erica und die gruftige Kim haben längst ihre Einsichten in die Geisterwelt, während immer mehr horrende Erscheinungen auftauchen und auch wieder hysterische Schreie erklingen. Die Ereignisse bleiben jedoch so rätselhaft, dass der Begriff Rätsel schon wieder unpassend ist und alles nach einem dritten Teil verlangt.

http://www.blairwitch2.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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