Black Dju Dibonga

Black Dju

Lux./Bel./Port. 1995
Produktion: Saga Film, Samsa Film, Vermedia, RTBF
Produzenten: Jani Thiltges, Claude Waringo
Regie: Pol Cruchten
Buch: Pol Cruchten, Frank Feitler
Kamera: Daniel Barrau
Musik: André Mergenthaler
Schnitt: Denise Vindevogel
Darsteller: Philippe Léotard (Inspektor Plettschette), Richard Courcet (Dju Délé Dibonga), Patrice-Flora Praxo (Zeca), Cesária Évora (Maria Dela), Adama Kouyaté (Joseph Touré), Myriam Mézières (Frau im Café), François Hadji-Lazaro (Louis), Manu Dibango, François Morel (Gérard de Foyer)
Länge: 80 Min.
FSK: ??
Verleih: Ventura.

Eine staubige Straße führt den 20-jährigen Dju vom Sand der Kapverden nach Europa. Dju sucht seinen Vater Joseph, dessen Lohnschecks und Nachrichten seit Monaten ausblieben. Hinter der luxemburgischen Grenze wird der Afrikaner Dju direkt von der Polizei einkassiert. So lernt er Plettschette kennen, einen zynischen Polizisten mit Alkoholproblemen, der an den rassistischen Methoden seiner jungen Kollegen verzweifelt. Vom Dienst suspendiert, hilft Plettschette, den auch von der Polizei gesuchten Joseph zu finden und ihn in Richtung Heimat zu schicken. Entschlossen rettet Dju seinen Vater aus einer psychiatrischen Klinik und übernimmt dann dessen Platz in der kalten Welt Luxemburgs.

"Black Dju Dibonga" kommt nach seiner deutschen Videopremiere verspätet in die deutschen Kinos. Die Suche erkundet eine kalte Welt, ein "World on Ice", wie es plakativ an den Wänden prangt. Beamten trauen Dju nicht zu, dass er ihr Französisch versteht, doch er wird erstaunlich locker mit der regelmäßigen Schikane fertig. Die im Wohnheim gefundene Jacke des Vaters wärmt ihn, aus weiteren Puzzlestücken entsteht das Bild vom einsamen Gastarbeiterleben und der gewandelten Persönlichkeit des Vaters.

Die Nachforschungen führen Plettschette und Dju durch Kneipen, Boxclubs, Gassen sowie Berg und Tal der Hauptstadt, durch Regen, Sonne, Schnee. Aber der Film des luxemburgischen Regisseurs Paul Cruchten bleibt mit seiner zeitweise dynamischen Kamera zu eng an den Personen, um Stimmungen all dieser Orte aufzunehmen. In der nüchternen Konzentration auf überzeugende Figuren findet "Black Dju" seine Stärken. Der junge Richard Courcet, der in Claire Denis' "Ich kann nicht schlafen", "Beau Travail" und in Zaubermans "Clubbed to Death" mitspielte, verkörpert Djus wortkarg treibende Kraft. Philippe Léotard, der in seinem faltigen Gesicht nun doch merklich gealterte, renommierte französische Bühnen- und Filmdarsteller, hat schon lange vor diesem Kommissar Plettschette immer wieder grenzüberschreitende Rollen erfüllt, u.a. in "Tangos" und "Sur" von Fernando E. Solanas.

Die Kälte, "die mit dem Geld kommt", zeigt sich sozialkritisch allein in flachen Randfiguren. Im Rahmen der bekannten Gegensätze erfahren wir wenig über die Herkunft Djus oder den Charakter der Handlungsorte. Der äußere Ablauf bleibt schematisch, entspricht verwandten Geschichten, ohne jedoch eine Anklage aufzubauen. Dju und seine Begleiter irren als Fremde fremd durch die Fremde - zumindest diese Verlorenheit gelang Cruchten.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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