ghj-logo

Better than Chocolate

Kan. 1999 (Better than Chocolate) Regie Ann Wheeler, 102 Min. FSK ab 12

Immer mal wieder gelingt es einem Film mit anderen Liebesweisen übergreifend die Kinos zu verzaubern: "Prescilla - Königin der Wüste" nahm uns mit auf die traumhafte Reise dreier Transvestiten durch Australien. Beim Erfolgsfilm "Philadelphia" führte uns der "aidskranke" Tom Hanks in das schwule Leben ein.

Jetzt kommt mit "Better than Chocolate" erneut so ein kleines, wunderbares Film-Schätzchen in die Kinos. Die Komödie um eine Gruppe von Frauen könnte die lesbische Version des oscarprämierten Erfolgsfilms "Das Hochzeitsbankett" sein: Maggie (Karyn Dwyer) lebt ihr eigenes, glückliches Leben zwischen dem Job im Buchladen und den abendlichen Auftritten im Szeneclub "Cat's Ass". Maggie will Schriftstellerin werden, bis dahin wohnt sie im Hinterzimmer des Buchladens. Als Maggies Mutter Lila (Wendy Crewson), die glaubt, Töchterchen studiert brav und wird bald heiraten, überraschend einen Besuch ankündigt, ist die Aufregung groß: Zur Tarnung mietet sich Maggie bei einer Frau ein, die Sexualaufklärung betreibt. In einem rasanten Hausputz müssen erstmal eindeutige Demonstrationsgegenstände versteckt werden.

Zu allem (Un-) Glück verliebt sich Maggie gerade jetzt heftig in die herumreisende Malerin Kim (Christina Cox) - noch ein Stück ihres Lebens mehr, das es zu verheimlichen gilt. Aber nur der Bruder Paul (Kevin Mundy), der sich sofort prächtig mit der bisexuellen Carla versteht, merkt etwas. Mutter Lila ist viel zu verzweifelt, weil ihr Mann die Scheidung wünscht und ihr Leben keine Perspektive mehr hat. Ohne Hoffnung, jemals wieder etwas Spaß zu erleben, befriedigt sie sich mit Schokoladenpralines.

"Better than Chocolate" ist eine Familienpackung guter, spaßiger Liebesgeschichten mit etwas Komödienverwirrung. Um die Kernhandlung ranken sich Geschichten, Menschen und Episoden voll praller Lebenslust. Da gibt es die tollen, mitreißenden Shows im Nachtclub. Die juristischen Wirren um einen feministischen Buchladen, dem sogar "Rotkäppchen" beschlagnahmt wird. Oder wunderbare Verbrüderungs- oder "Verschwesterungs-Szenen", etwa wenn Maggies Mutter auf dem Höhepunkt aller Krisen mit ihrer besten Freundin Judy, die eigentlich (noch) ein Mann ist, reihenweise Farbeimer an die Wand schmeißen. Dann der schön eingängige Titelsong "Your love is better than ice cream, better than chocolate" (Deine Liebe ist besser als Eiscreme, besser als Schokolade ...) von Sara McLachlan - die englische Variante des Schlagertitels "Ich will keine Schokolade ...". Und selbstverständlich die spannende Frage, wann Maggie sich endlich traut, mit der Wahrheit über ihre Liebe zu Kim rauszukommen.

Diese gelungene Komödie ist das Projekt einer Gruppe kanadischer Frauen, die bei ihrer Premiere auf der Berlinale 1999 lang anhaltend bejubelt wurde. Das Bild von mehr als zehn Macherinnen auf der Bühne mit nur einem Quotenmann war ebenso ungewöhnlich wie ermutigend. Neben dem enormen Engagement der Crew hat auch die immer etwas freiere, risikofreudigere kanadische Filmförderung eine wichtige Rolle gespielt.

So ist ein tolles Filmvergnügen für jederfrau und jedermann herausgekommen, bei dem alles funktioniert. Nur die ganz dramatischen Momente mit den brutalen Skinsheads wirken an den Haaren herbeigezogen. Schade, da doch diese Situationen durchaus realistisch sind. Aber ansonsten ist der Film wie sein Titel: ... better than chocolate!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo