Berlin Babylon

BRD 2000 (Berlin Babylon) Regie Hubertus Siegert, 88 Min.

Wie spannend und umstritten die Architekturgeschichte Berlins sich heute zeigt, vermittelt diese außergewöhnliche Dokumentation über faszinierende Aufnahmen unter den kontemplativen Klängen der "Einstürzenden Neubauten".

Im Vogelflug über eine Stadt im Umbruch, mit der Handkamera in verfallene Hinterhöfe, durch das wilde Leben des ehemaligen Kaufhauses und jetzigen freien Kulturzentrums Tacheles. "Berlin Babylon" schafft in seiner Annäherung an die Hauptstadt Distanz und macht aus Berlin ein fremdartiges Gebilde mit einer kraftvollen, kalten Dynamik. Wir tauchen ein in die berüchtigte Vielsprachigkeit der Baustellen. Nicht nur bei den Bauherren, Architekten und Politikern, auch hier passt die Metapher Babylons. Es geht vom mittlerweile fertig gestellten Bundeskanzleramt zu Wohn-Apartments, wobei jeder Abschnitt des Films seine eigene Dramatik hat. Gespräche mit den Star-Architekten Rem Koolhaas, Axel Schultes und Dominique Perrault sowie mit Politikern vom ehemaligen Bausenator Nagel bis zum Bundeskanzler umreißen die ideologischen und künstlerischen Sichtweisen - beispielsweise die unendliche Diskussion um den Wideraufbau des Stadtschlosses. Ein Ausflug in die Büros von Speer, dem Architekten Hitlers, deutet historische Dimensionen an.

Dabei enthält der Film sich jeglichen Kommentars - bis auf den der Musik. Es ist mit der Filmmusik der Einstürzenden Neubauten ein reicher Ausflug für die Augen und Ohren. So wird "Berlin Babylon" ein packender Videoclip, der nebenbei zeigt, auf welchem Boden wir stehen.

(Auf der Website zum Film finden sich die Gespräche in ausführlichem Wortlaut zum Nachlesen.)


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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