Barb Wire

Barb Wire

USA 1996. Produktion: Dark Horse Entertainment, Gramercy Pictures,PolyGram, Propaganda Films. Produzenten: Brad Wyman, Mike Richardson,Todd Moyer. Regie: David Hogan. Buch: Chuck Pfarrer, Ilene Chaiken(nach ihrem gleichnamigen Dark Horse Comic). Kamera: Rick Bota.Musik: Michael Colombier. Schnitt: Peter Schink. Darsteller: PamelaAnderson Lee (Barb Wire), Temuera Morrison (Axel Hood), VictoriaRowell (Dr. Karina Devonshire / Cora D), Jack Noseworthy (CharlieKopetski), Xander Berkeley (Alexander Willis), Steve Railsback(Colonel Pryzer), Udo Kier (Curly). 95 Min. FSK: . Verleih: Scotia.

Steel Harbor - letzte freie Stadt der im Jahre 2017 vom ZweitenAmerikanischen Bürgerkrieg zerrissenen USA. Die Hammerhead Barbetreibt Barb Wire, eine junge, wenig verhüllte "MutterCourage", die zwischen den Fronten auf eigene Rechnung kämpft.Hinter der Tarnung einer unübersehbar vollbusigen Blondine setztsie weibliche Reize und mörderische Pfennigabsätze ein.Ausgerüstet ist Barb mit krallenartigen Fingernägeln,Lederklamotten, schwerem Motorrad und künstlichvergrößerter Oberweite, den Arm schmückt einStacheldraht-Tattoo (englisch = barb wire).

Im Krieg der Rebellen gegen die herrschenden Congressionals fliehtdie Wissenschaftlerin Dr. Karina Devonshire nach Steel Harbor. Vonhier aus will sie ein Flugzeug ins freie Kanada erreichen, um derWelt besonders üble Machenschaften der Regierung kundzutun.Devonshire benötigt jedoch zur Umgehung der modernenGrenzkontrollen ein bestimmtes Paar Kontaktlinsen. Diese kleinen,aber in Zeiten von Iris-Kontrolle wichtigen Tarnungen sind auch beidüsteren Figuren der Unterwelt extrem begehrt. (Der "retinalscan" kommt filmisch in Mode - siehe "Missing Impossible", imInternet auch als Shockwave-Animation erlebbar.) Nur Barb könnteDevonshire retten. Daßderen Begleiter Axel die harte Lederladyeinst sitzenließ, macht jedoch Barbs Herz noch härter.Erst als die Congressionals ihren blinden Bruder ermorden,prügelt und schießt sie sich actionreich den Weg zumFlughafen frei.

"In dieser Welt mußein Mädchen alleseinsetzten, was sie hat." So lautet das Motto der Hauptfigur undaugenscheinlich auch das der Hauptdarstellerin Pamela Anderson Lee.Schon im Vorspann zieht sie mit einem Strip die männlichenBegehrlichkeiten auf sich. Zwischendurch kommt es unvermittelt zuBadeeinlagen und zum handlungsintern sinnlosen Kleiderwechsel aufoffener Szene. Mit einem dramatischen Satz über ihreVergangenheit - "Miss Kopetzki died in the war" - soll Barb etwasCharaktertiefe verliehen werden, doch das Wichtigste an ihr sind zwei"most impressive Assets". Mit "Don't call me Babe" hat sie eineneinzigen Gag, der für den ganzen Film reichen soll. Die Herkunftder Figur aus einem Comic kann diese Mängel nicht entschuldigen.Sie erinnert nur an Jessica Rabbits "Ich bin nicht schlecht - ich binnur schlecht gezeichnet."

Nicht um Pässe geht es diesmal in der freien Zone, sondern umein Paar Kontaktlinsen. Der Bezug zu Casablanca ist jedochunübersehbar. Barb Wire gibt als Barbesitzerin die billige Kopievon Rick mit seinem CaféAmericain. Axel übernahm den PartIlsas, der einstigen Geliebten. DaßAxel vom NeuseeländerTemuera Morrison (dem stämmigen Schläger aus "Die letzteKriegerin") gespielt wird, macht die Gewichtungen von "Barb Wire"klar. "Casablanca" wie ein Computerspiel: Es wird getreten undgeschlagen, viel geballert und wenig getroffen. Die actionbetonteHandlung bleibt erschreckend unlogisch. Stilisiert wurde einzig derKörper von Pamela Anderson Lee. "Barb Wire" nähert sich beiden Nazi-Parodien in Form der diktatorischen Congressionals manchmalder Parodie, ansonsten wird mit dem gleichen verkrampften Ernst, dendie nachgemachten Nazis an den Tag legen, Action betrieben. Nichtverwunderlich bei den bisherigen Arbeiten von Regisseur David Hogan:Actionszenen in "Batmans Rückkehr" sowie "Alien3", undausgezeichnet wurde er in Cannes - für seine Werbefilme!

Die Zukunft sieht düster und verkommen aus. UN-Soldatenkontrollieren die Stadt äußerst mangelhaft. HammerheadBar, der Musikclub des Jahres 2017, ähnelt denen Berlins vorzehn Jahren. Nur Udo Kier fällt erneut in einer seinertypischen, außergewöhnlichen Rollen auf: Alsglatzköpfiger, Curly genannter Geschäftsführer desHammerhead singt er "Lili Marleen". Hier wurde "Casablanca" in einemiese Zukunft versetzt - oder besser: mies in die Zukunft versetzt.

Günter H. Jekubzik

Als Barbesitzerin mit Vorliebe für actionreiche Händelerkämpft Barb Wire der Wissenschaftlerin Devonshire den Weg insfreie Kanada, obwohl diese mit Barbs ehemaligem Geliebten Axel liiertist. Dadurch gelangen brisante Informationen über einedespotische US-Regierung an die Weltöffentlichkeit. Die in einechaotisch Zukunft versetzte, banale Action-Version von "Casablanca"preist die körperlichen Reize ihrer schwachen Hauptdarstellerinunverhüllt als Hauptattraktion an. Mehr hat "Barb Wire" auchnicht zu bieten.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo