Bab El-Oued City

Fr/Algerien/BRD/Schweiz 1994, Regie und Buch: Merzak Allouache, 93 Min.

Bab el-Oued City ist ein alter Stadtteil Algiers, in dem der islamische Fundamentalismus Algeriens seine Wurzeln hat.

Der junge Bäcker Boualem reißt entnervt einen der Lautsprecher ab, aus denen die Parolen der islamischen Vorbeter über die Dächer Algiers scheppern. Diese sehr verständliche Kurzschlußreaktion löst in der Umgebung von Boualem eine verbitterte Hatz gegen den - noch unbekannten - "Feind des rechten Glaubens" aus. Immer enger, brutaler und zerstörerischer wird das Netz aus Gewalt und Intoleranz unter der Führung des fanatischen Said. Die gelungene Dramaturgie will zudem ausgerechnet, daß dieser Said auch der Bruder von Boualems Liebe Yamina ist.

Diese, sich katastrophal zuspitzenden Ereignisse sind im Algerien des Jahres 1988 angesiedelt, kurz nach den blutigen Aufständen gegen die Erhöhung des Brotpreises. Seitdem kämpfen die verbotene Islamische Heilsfront und das korrupte Regime der "Nationalen Befreiungsfront" immer erbitterter gegeneinander. Die Morde an Ausländern sind nur die äußere Erscheinung der sozial fundierten religiösen Konflikte eines extrem armen, von wohlhabenderen Tourismuszielen umgebenden Landes. Der Bürgerkrieg soll in den letzten drei Jahren 30.000 Menschen getötet haben.

Den wahnsinnigen Terror einer ideologischen Verhetzung, die sich diesmal islamischer Fundamentalismus nennt, inszeniert "Bab El-Oued City" in seiner spannenden Geschichte sehr einprägsam. Die Freunde und Familien um Boualem haben unterschiedliche, nuancierte Verhältnisse zur Religion und den sozialen Zwängen. Mit vielen Laien wurde "Bab El-Oued City" gut gespielt. Ein interessanter, bewegender Film, der allerdings mit seiner negativen Thematik keineswegs aufbauend ist.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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