Baader

BRD 2001 Regie: Christopher Roth; Buch: Christopher Roth, Moritz von Uslar Mit: Frank Giering, Laura Tonke, Vadim Glowna, Birge Schade, Jana Pallaske 115 Min.

Das Thema RAF erlebt - mit etwas Verzögerung - auch im Film eine neue Aufmerksamkeit, die sich unverkrampft diesem Kapitel deutscher Geschichte nähert. "Baader" ist im Gegensatz zu "Die innere Sicherheit", der Dokumentation "Black Box BRD" oder Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss" ein hirn- und historienloses Machwerk, dass RAF-Geschichte ausbeutet, um einer auf Popkultur getrimmten Räuberballade Gewicht zu geben.

Frank Giering ist als RAF-Terrorist Andreas Baader dabei cool, unverschämt, rücksichtslos. So ein richtig klasse Filmtyp wie Belmondo oder Eastwood - wäre da nicht noch eine andere Geschichte. Als Autoknacker kommt er 1967 zur "Rote Armee Fraktion", befreit Gefangene und lässt sich in Jordanien zum Guerilla-Kämpfer ausbilden. Wobei er sich in seinen albernen Klamotten weigert, im Sand rumzurobben und lieber sonnenbadet.

Die Kultfiguren von Regisseur Christopher Roth gefallen sich im lasziven Labern, die Frauen zeigen gerne ihre Körper. Scharfes Analysieren, das der RAF eigen war, wäre wohl uncool. Die von jeder Historizität abgehobene Gangstergeschichte setzt ihrer Unverfrorenheit im Finale die Krone auf: Andreas Baader wird - im Widerspruch zu den historischen Ereignissen - bei einer Verhaftung erschossen. Soll dies ein Statement zum ungeklärten späteren (Selbst-) Mord von Baader und Mitgefangenen in Stammheim sein? "Baader", ein handwerklich gut gemachtes und gut gespieltes Filmchen, erntete bei seiner Berlinale-Premiere und in der Presse vernichtende Reaktionen. Die offensichtlichen Albernheiten des Werkes versucht Roth im Nachhinein mit Gerede von "offenen Fragen" zu kaschieren, doch es gelingt ihm nicht, seine Geschichtslosigkeit zu überspielen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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