Aufgelegt

USA 1999 (Hanging up) Regie Diane Keaton, 94 Min.

Schlecht aufgelegt

Der verwirrte Lou Mozell (Walter Matthau) hat 79 Jahre auf dem Buckel und benimmt sich wieder kindisch und obszön. Er denkt nur noch an das eine, den Film "Luck runs out", den er zusammen mit seiner Frau für John Wayne schrieb. Als Lou in ein Pflegeheim muss, löst er bei seinen drei Töchtern einen Kreislauf von Chaos aus.

Die hektisch hysterische Eve (Meg Ryan) ist überforderte Eventmanagerin. Die leichtlebige Maddy (Lisa Kudrow) will schauspielern, schaffte es bisher aber nur zur Soapdarstellerin. Der Superschwester Georgia (Diane Keaton) gelingt alles, weshalb sie ihr eigenes Frauenmagazin auch gleich nach sich selbst benannte. Alle drei Schwestern der Telefonitis-Familie sind furchtbar und nervig gestresst. Nicht mal ein Unfall wirft solch rasend kreiselnde Menschen aus der Bahn - es ist ja auch der dritte für Eve dieses Jahr.

Drei Schwestern, dass heißt: Unerträglich nervig hoch drei, denn sie sind Konstrukte, die nur im schlecht geschriebenen Film überleben können. Das Buch stammt von der Autorin (u.a. "Schlaflos in Seattle", "Harry und Sally", "Silkwood") und Regisseurin ("Email für dich") Nora Ephron sowie ihrer Schwester Delia, die auch den zu Grunde liegenden Roman "Liebe, Tod und Telefon" schrieb.

Das ganze Theater ist von Anfang an extrem überspannt, dann wechselnd rührselig und typisch amerikanisch familienverseucht. Nur die Mutter lebt konsequent ihr eigenes Leben - und bekommt prompt alle Schuld an den verkorksten Existenzen! Eve sorgt sich derweil für alle und nur die Mutter eines iranischen Unfallgegners kann ihr Trost spenden. Es ist - Überraschung! - die große Suche nach dem verlorenen Zuhause. Eves Hassliebe zu ihrem Vater findet keine Lösung. Walter Matthau ist nur eine Karikatur, erhält kein eigenes Leben. Die Aussprachen und Streitereien sind schließlich nur noch albern. Ein kurzer Akt der Entkabelung ist der einzig sehenswerte Moment in diesem Gewühl ungeformter Emotionen. Da wird unverdautes Sentiment in einem klebrigen Schwall über das Publikum erbrochen. "Aufgelegt" hätte ein Film über das Altern sein können, wurde aber ohne Gefühl fürs Timing maßlos verkitscht.

www. aufgelegt.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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