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Auf engstem Raum

USA 1996 (Get on the bus) Regie SpikeLee, 120 Min.

Spike Lee, der eifrige Vorkämpfer für ein Kino mit"schwarzen Themen", läßt in seinem politischsten Film seit"Malcolm X" fünfzehnMänner von Los Angeles nach Washington D.C. fahren, zumberühmten "Million Man March" von 1995. Zum Protestmarsch riefdamals der radikale Black Muslim-Prediger Louis Farrakhan allemännlichen Afroamerikaner auf, was die erste Provokationwar.

Die Busfahrt bringt über drei Tage und Nächteunterschiedlichste Typen, Berufe, Alter und sogar Hautfarbenzusammen. Der Marsch soll den unterdrückten Schwarzen zu mehrRechten verhelfen, aber schon nach kürzester Zeit gehen dieStreitereien los: Zwei Schwule werden von einem Supermachoangegriffen, ein Mischling ist nicht schwarz genug, einSozialarbeiter, der als Kind in South Central L.A. eine Menge Kidsgegnerischer Gangs erschoß, muß sich gegen einenPolizisten verteidigen, dessen Vater in der gleichenmörderischen Gegend umgebracht wurde. Ein junger Filmstudentstellt mit der Videokamera persönliche Fragen. Der alte Jeremiahfloh schwerkrank aus den Hospital, um bei dem historischen Marschdabeizusein. Auch daß Evan Senior sich an seinen Sohn EvanJunior gekettet hat, weil dies ein Gerichtsbeschluß für 72Stunden verlangt, macht die anderen Mitfahrer nicht glücklich.Zu sehr erinnern die Handschellen an die grausame Vergangenheit derSklaverei.

Die Vielfalt der Themen ist reich, die Form des Films einfach.Verständlicherweise ist auf engem Raum nur wenig von denausschweifenden Kameraschwenks oder den schwebenden Paralellfahrtenzu sehen, die Spike Lee ansonsten gerne zeigt. Aber wer sich auch nurein wenig dafür interessiert, was "drüben" in den USApassiert, wie komplex sich Rassismus gestaltet und wiemörderisch Leben mit dunkler Hautfarbe sein kann, wird vondiesem Film gefesselt bleiben.

Er wurde übrigens komplett von fünfzehn Personenfinanziert, unter denen sich zum Beispiel auch der SchauspielerWesley Snipes befindet. Die Haltung des Films zum Farrakhan-Marschkommt zwiespältig rüber: Am Ende steht die pessimistischeFrage: "3000 Meilen, nur um noch einen Schwarzen zu begraben?" Aberauch eine pathetische Rede und ein rührseeliger Ausklang.

Der Bus an sich ist schon ein Symbol in der Geschichte derBürgerrechte von Schwarzen: Als eine Schülerin zu Zeitender Rassentrennung ihren - für Schwarze gedachten - Platz nichtwie vorgeschrieben für Weiße freimachte und daraufhinverhaftet wurde, begannen in den USA die Rassenunruhen der sechzigerJahre. Lees Bus trägt den Names "Sprangled Owl", der Eule, einesbedrohten Wesen.

Die Musik ist wie immer bei Spike Lee exzellent und intelligenteingesetzt: Von der afrikanischen Trommel über James Brown biszu Michael Jackson, dem "King of Pop", wie es im Nachspannheißt. (Be-Ehren sich hier der schwarze King of Movie und seinFürstenkollege?)

Eine Frage bleibt: Wer hat sich bloß den deutschenVerleihtitel ausgedacht, der alles Schwungvolle, Spielerischewegdramatisiert?


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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