In 80 Tagen um die Welt

USA 2004 (Around the World in 80 Days) Regie: Frank Coraci mit Jackie Chan, Steve Coogan, Jim Broadbent, Kathy Bates, Arnold Schwarzenegger 125 Min.

Nach einem erfolgreichen Raub in der Bank of England versteckt sich der chinesische Dieb (Jackie Chan) als Diener Passepartout beim genial-fortschrittlichen Wissenschaftler Phileas Fogg (Steve Coogan) und stiftet diesen zu der bekannten Wette des Jules Verne-Romans an. Es ist dieser originelle Perspektivwechsel, der noch eine Verfilmung von "In 80 Tagen um die Welt" reizvoll macht. Wie bei "Rosenkranz und Güldenstern" die Rückseite von Hamlet in den Vordergrund tritt, wird nun die Nebenfigur zum Helden.

Mit dem spöttelnden und heimtückischen Vorsitzenden der Royal of Academy Lord Kelvin (sehr spaßig: Jim Broadbent) wettet Fogg, er würde es schaffen, die Erde in 80 Tagen zu umrunden. Passepartout, Fogg und ihre kesse französische Begleiterin Monique (Cécile De France) werden in diesem Vorhaben nicht nur von dem dämlichen Schergen Kelvins sondern auch von chinesischen Killern boykottiert, die Passepartout einen Jade-Buddha abluchsen wollen.

Das nur von mäßiger Action gestörte Spaß-Abenteuer ereignet sich Anfang des 20.Jahrhunderts und spielt mit Anachronismen wie Rollerskates oder Trolley-Koffer. Es gibt reichlich Scherzchen, Ausflüge in die Kunst; der Impressionismus bekommt ebenso Seitenhiebe ab wie Van Gogh oder die Flugpioniere Wright (gespielt von den Wilson-Brüdern Owen und Luke). Überhaupt geben kleine Details und witzige Gastauftritte der Chan-Filmroutine Würze: Richard Branson, Ballonweltumfahrer und Virgin-Chef, verkauft Tickets für einen Heißluftballon in Paris. Gouverneur Schwarzenegger verulkt sich als kunstsinniger Prinz Hapi in türkischen Gewändern. Seine Gemächer verunstaltet Rodins Denker mit Arnies Muskeln. Zwischendurch und unvermeidlich gibt es die typischen Kampfeinlagen, die Chan in ermüdender Serie herstellt. So ist dieser historische und literarische Rahmen nur eine austauschbare Kulisse, ein groß auf den Rahmen der bekannten Story aufgezogene Albernheit. Und alles gehalten von dem Passepartout der Jackie Chan-Formel. Wem dabei die Wertung auf der eigenen Skala des springenden, kickenden Filmer und Stunt-Komödianten interessiert: "In 80 Tagen" ist einer der besseren, da der Meister sich nicht selber zum Clown macht. Ein anderer darf als menschlicher Punchingball herhalten. Erfreulich auch Steven Coogan, der Darsteller Foggs mit verschmitztem Witz und dem Hauch eines Charmes von Hugh Grant.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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