Ariel

Finnland 1988, Regie: Aki Kaurismäki, 74 Min.

Zwei Männer sitzen in einem dunklen Wagen. Pistole,Sonnenbrillen und die Bankfassade machen deutlich, was nach denGesetzen der Genres geschehen wird. Doch nicht bei Kaurismäki.Seinen finnischen Typen mißlingt die Heldenrolle. Sie verlierendie Pistole, stolpern und lassen einen Teil der Geldscheinedavonfliegen. Eine Komödie? Einer der beiden, Taisto, wurdedurch eine Bergwerkschließung in Lappland arbeitslos, seinVater erschoß sich. Das Ersparte wird ihm geraubt, beimvererbten Ami-Cabrio schließt das Verdeck nicht. So durchlebtTaisto das triste Leben eines Tagelöhners in Helsinki, von demnur Alkohol oder Liebe ablenken können. Ein sozialkritischerFilm? Taisto trifft Irmeli, als sie seinem Wagen einen Strafzettelverpaßt. Die Einladung zum Essen nimmt sie sofort an, nachdemsie Strafzettel und Uniformmütze weggeworfen hat. Irmeli bleibtmit Taisto zusammen, trotz seiner Arbeitslosigkeit. Auch als er insGefängnis kommt, nachdem er den Dieb seines Geldes erwischt,steht sie zu ihm und bereitet die Flucht vor. Eine abenteuerlicheRomanze?

"Ariel" ist alles zusammen, nur viel frischer, als es die Genrebegriffe vermuten lassen. In einer kargen Form, entsprechend zumLeben der Protogonisten, erzählt Aki Kaurismäki (nicht zuverwechseln mit Bruder Mika, der "Helsinki-Napoli" verbrach!) seineGeschichte so knapp, direkt und pointiert wie es nur möglichist. Keine Einstellung ist überflüßig. Und jede Szenebringt neue originelle Wechsel zwischen nachvollziehbarerAlltagsprosa und filmischen Aberwitz. Wie schon bei "Schatten imParadies" und seinem Meisterwerk "Hamlet goes Business" verbindetKaurismäki Lust am Film und nüchterne Sichten aufRealität zu einer außergewöhn lichen Inszenierung,die sich durch geniale Ökonomie auszeichnet und geballtesVergnügen bringt.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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