Ararat

Kanada 2002 Regie Atom Egoyan mit Arsinée Khanjian, Charles Aznavour, Christopher Plummer, David Alpay, Marie-Josée Croze, Eric Bogosian, Elias Koteas 116 Min. OmU

"Wer erinnert sich noch an die Vernichtung der Armenier?" Mit diesen Worten soll Hitler Bedenken vor dem Holocaust ausgeräumt haben. Nach "Ararat" wird man nie mehr vergessen können, wie die älteste christliche Kultur-Gemeinschaft Europas zwischen 1915 und 1918 nahezu ausgerottet wurde!

Mit einem vielschichtigen, aber umstrittenen Film lässt der Kanadier Atom Egoyan - die Endung "ian" verweist auf armenische Abstammung - sowohl die unvorstellbaren Grauen der türkischen Pogrome an den Armeniern als auch die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen aufleben. Der dramaturgische Trick ist der Dreh eines historischen Films im Film durch einen berühmten Regisseur (Charles Aznavour). Die Belagerung des Dorfes Wan durch eine übermächtige türkische Armee im Schutz des Ersten Weltkrieges, die Foltern des sadistischen Generals und die Jugendgeschichte eines späteren Künstlers bilden die informative, aber oft triviale Folie, an der sich die anderen Ebenen abarbeiten.

Doch Kritik an den oft trivialen historischen Sequenzen hat Egoyan in den anderen Ebenen bereits eingebaut. Da erforscht eine Wissenschaftlerin die Bilder des Künstlers und sorgt sich um ihren orientierungslosen Sohn. Dieser bricht auf zum Berg Ararat und wird bei der Rückkehr von einem Zollbeamten an dessen letztem Arbeitstag peinlich befragt. Dessen Geschichte ist wiederum mit anderen verknüpft ...

"Ararat", genannt nach dem heiligen Berg der Armenier, auf dem angeblich die Arche Noah gestrandet sein soll, ist eine Art Zusammenfassung der bisherigen Filme Egoyans. Allerdings nähert er sich der Geschichte konventionell historisch, nicht emotional. Die Sehnsucht nach Verlorenem, die tiefe Trauer seiner Filme ist diesmal eindeutig kodiert.

Es ist ein komplexes Werk, bei dem sich einige Fäden in zwei Stunden verlieren oder bewusst nicht mehr aufgenommen werden. Die weithin vergessenen Verbrechen sowie die Aktualität ihrer Mechanismen und Folgen machen "Ararat" so wichtig. Die Parallelen zum Holocaust sind nicht aufgesetzt, es wurden tatsächlich die gleichen Argumente auf türkischer Seite eingesetzt, um Millionen Mitbürger umzubringen.

http://www.koolfilm.de/ararat/ararat.php4


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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