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Aprile

Italien/Frankreich 1998, 78 Minuten, O.m.U.

Der Film beginnt mit dem Abend des 28. März 1984 - einem Waterloo für die intellektuelle Linke in Italien. Berlusconi gewinnt die Wahlen, ein rücksichtsloser, rechter Medientycoon, ein Befürworter der geistlosen Unterhaltung übernimmt die Führung des Landes. Eine Katastrophe auch für Nanni Moretti, der sofort beschließt, den Zustand Italiens filmisch festzuhalten.

Wie alle seine bisherigen Filme ist auch "Aprile" ein persönliches Werk von Nanni Moretti. Diesmal ist er politisch und persönlich, denn mit der Entstehung des Films verfolgen wir auch die Nervosität, die Gemütsschwankungen eines werdenden Vaters. All die Launen, die impulsiven Ausbrüche, die sehr subjektiven Ansichten über Land, Politik und immer wieder Menschen lässt uns der chaotische, aber sympathische Moretti miterleben.

Nanni Moretti ist ein engagierter Hans Dampf auf allen Ebenen des italienischen Films. Der leidenschaftlicher Römer betreibt in Rom das Sacher-Kino, in dem er mutig und sogar erfolgreich auch die Qualitäts-Filme programmiert, die ansonsten untergehen würden. Das gleiche Ziel verfolgt sein jährliches Sacher-Festival. Er zeigt in herausragenden italienischen Filmen wie "Der Kofferträger" oder "La seconda Volta" sein schauspielerisches Talent. Bei letzterem Film, der sehr emotional die terroristische Vergangenheit der Roten Brigaden und deren Opfer zusammenführt, produzierte Moretti zudem noch. Mit dem traumhaften Sommerfilm "Mein liebes Tagebuch" wurde Moretti als Vespa-Fahrer mit Helm und ungewöhnlichem Humor auch bei uns bekannt.

Seine schon immer persönlichem Filme waren in Deutschland kaum zu sehen. Und auch "Aprile" lief trotz eines begeisterten Empfang beim Festival von Cannes nur in wenigen Kinos.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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