An deiner Seite

USA 1999 (The Story of us) Regie Rob Reiner, 95 Min. FSK ab 12

Was passiert eigentlich, wenn "Harry und Sally" fünfzehn Jahre verheiratet sind? Es ist zwar erst elf Jahre her, seit Rob Reiner diesen Romanzen-Hit drehte, aber die Frage ist berechtigt, da die besten Filme ja erst nach Kuß und Happy End anfangen.

Ben (Bruce Willis) und Katie (Michelle Pfeiffer) haben an einem eisigen Hochzeitstag ihre fünfzehn Jahre erledigt und sich nichts mehr zu sagen. Sie frustrierte der Alltag, die Kindererziehung. Er, ein Witzeschreiber fürs Fernsehen, kann deswegen nur noch zeitweise Romantik und Lebenslust aufbringen. Szenen einer langweiligen Ehe, zwei Fremde, die hauptsächlich Eltern spielen. Als die Kinder ins Ferienlager kommen, testen Ben und Katie die Trennung. Er zieht ins Hotel, doch keiner findet allein zum Spaß zurück. Der erste Rendezvous-Rückfall ist nur kurz, die alten Schemata holen das Paar schnell zurück.

Es folgen Tischgespräche über die Trostlosigkeit, pessimistische Beziehungs- und Gesellschaftsanalysen, Rückblenden mit albernen Köpfen unter Langhaar-Perücken und unerträglich seichter Musik. In den besseren Momenten läßt "An deiner Seite" genaue Erkenntnisse ungeschönt in die Kamera sprechen -Woody Allen light. Ben und Katie sitzen vor uns auf der Couch und wir müssen ihre Probleme aussitzen. Daran leiden wir eine lange Weile mit, erfreuen uns an intellektuellen Scherzen zur freudianischen Beziehungsanalyse und möchten den beiden zurufen: Es muss doch nicht unbedingt sein! Doch was am Anfang unerträglich war, nehmen sie am Ende freudig in Kauf - aus lieber Gewohnheit!

Vor allem auf Dauer und angesichts des verlogenen Happy Ends ohne jegliche Veränderung bleibt "An deiner Seite" die uninspirierte Variante von "American Beauty". Der Erwachsenenfilm hat selbstverständlich nicht die einschneidende Offenheit eines Ingmar Bergman, der weltweit den paarweisen Umgang miteinander wachrüttelte. Reiners Film ist eine koffeinfreie Version, entgratet und frei von jedwedem brisanten Gedankengut. Eric Clapton klampft seicht im Hintergrund "I'm sorry" - demographisch sehr passendes Musikmaterial fürs Zielpublikum. Während Michelle Pfeifer nichts Originelles mehr für ihre Rollen einfällt, beweist Bruce Willis erneut, dass er so ziemlich alles spielen kann.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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