Agent 00

Spy hard

USA 1996. Produktion: . Produzenten: Rick Friedberg, Doug Drazin, and Jeffrey Konvitz. Regie: Rick Friedberg. Buch: Rick Friedberg, Dick Chudnow, Jason Friedberg und Aaron Seltzer. Kamera: John R. Leonetti. Musik: Bill Conti. Schnitt: ??. Darsteller: Leslie Nielsen (Agent WD-40 Dick Steele), Nicolette Sheridan (Agent 3.14 Veronique Ukrinsky), Andy Griffith (General Rancor), Charles Durning (Geheimdienstchef), Marcia Gay Harden (Miss Cheevus), Barry Bostwick (??), Stephanie Romanov (??). 81 Min. FSK: ??. Verleih: Buena Vista.

Die Parodie "Agent 00" zielt - da ist der deutsche Titel genauer als der originale - hauptsächlich auf die James Bond-Filme. Ihre Art kann - klug gemacht - die Quintessenz eines Genres bieten. Doch das kenntnis- und witzreich veralbernde Persiflieren ist weit heruntergekommen seit "Top Secret" oder "Casino Royale".

Der ausgemusterte Secret Agent WD-40 Dick Steele wird zurück in den Dienst berufen. Denn Kollegin Barbara Dahl befindet sich in den Händen des armlosen Generals Rancor. Dieser teuflisch scheinende, aber gemäß den Gesetzen der Parodie nur albern handelnde Schurke strebt Weltherrschaft an - oder zumindest die Vernichtung der Menschheit. Gleichzeitig will Rancor Rache an Dick Steele, durch dessen Geheimdienstaktion er vor 15 Jahren beide Arme verlor. Ganz wie James Bond, der sich mit dem späten Roger Moore schon selber parodierte, erledigt Steele nach Teaser und Vorspann einige Pflichtbesuche: Beim sich neurotisch tarnenden Geheimdienstchef, bei der draufgängerisch flirtenden Sekretärin Miss Cheevus und beim staatlichen Geheimwaffenerfinder (gemeint sind M, Miss Moneypenny und Q). Dann erst beginnt Steeles abenteuerlicher Umweg zum Hort des Bösewichts, auf welchem er genregemäß von einer gut aussehenden Spionin mit ausländischem Akzent begleitet wird. Sie haben das gleiche Ziel, Veroniques Vater befindet sich ebenfalls in Rancors Gewalt.

In besten Zeiten lieferten diese Parodien eine umwerfend alberne Sehschule: Die plötzlich im Raum stehende Off-Musik überrascht Jahrzehnte nach frühen Einsätzen z.B. in "Mel Brook's Höhenkoller" nur noch mäßig. Ebenso bekannt sind Veralberung von Standard-Rückblenden, überflüssigen Einblendungen von Ortsnamen, überdeutlichen Anschlußfehlern oder allzu bekannten Erinnerungsfotos mit Prominenten und Präsidenten.

Der als Parodist für alle Fälle vielbeschäftigte Leslie Nielsen spielt nicht mehr den Lt. Frank Drebin aus der Zucker-Trilogie "Die nackte Kanone", er spielt auch nicht wirklich den Geheimagenten Dick Steele: Nielsen gibt den Grimassen schneidenden Clown Nielsen, vom dem mittlerweile Albernheiten im Minutentakt erwartet werden. Nun ist Nielsen kein begnadeter Komiker, er füllt seine Rolle nur bei parodiereichem, dichtem Buch gut aus. Doch daran mangelt es "Agent 00". Die Frequenz der Gags ist erschreckend gering. (Sie scheint überhaupt bei jeder weiteren Genre-Parodie zu sinken.) Die erwarteten Scherze können mit trockenem Lachen abgehakt werden, kein Aufbau unterstützt den Humor. Nielsen produzierte sich selber (als Co-Producer), vergaß aber, für den langjährigen Bondproduzenten Albert R. Broccoli etwa einen Alfred Zucchini in den Abspann zu setzen. Denn auch hier finden sich im Vergleich zu den Filmen von Zucker und Abrahams nur wenige und schwache Gags.

Allein Genre- und Kinokenntnisse erhöhen die (Wieder-) Sehensfreude: Der blinde Ray Charles fährt den rasenden Bus von "Speed", Leslie Nielsen verliert den Twist-Wettkampf aus "Pulp Fiction" gegen John Travolta, und seine geliebte Partnerin auf die gleiche Art wie es Sylvester Stallone in "Cliffhanger" widerfuhr. In weiteren Verulkungen dirigiert Nielsen den Chor aus "Sister Act", den Senkrechtstarter aus "True Lies" und die Präsidentenleibwache aus "Die zweite Chance". Dazu kommt die Fahrradromanze aus "Zwei Banditen", ein bißchen "Jurassic Park", der Flickflack aus "Blade Runner", ein Running-Gag mit einem Jogger. Wenn der berufsmäßige Satiriker "Weird Al" Yankovic anfangs die klassischen Bondvorspänne von Maurice Binder mit Silhouetten zu dicker Frauen parodiert hat, bleibt jedoch nur noch eine wirklich originelle Idee: Mason Gamble, der schon in "Dennis" an Macaulay Culkin erinnerte, erhält hier als blonder, siebenjähriger Agent McCluckey die Prügel für seine Teilnahme an den Filmen "Kevin - Allein zu Haus", "Kevin - Allein in New York", "Allein mit Dad & Co" (fd 30868) und "My Girl". Ein Teil des Resthumors läßt sich kaum übersetzen: Die Sprachspiele mit der Mehrdeutigkeit des englischen "arms" (beim arm- und waffenlosen Rancor), die Anzüglichkeiten, die schon beim Namen Dick Steele beginnen. So bleibt "Agent 00" auch für Freunde solche Genre-Spitzen eine Nullnummer.

Günter H. Jekubzik

Die Parodie von Handlungsmustern und Genreelementen der James Bond- sowie einiger aktueller Filme erinnert nur durch den gemeinsamen Hauptdarsteller Leslie Nielsen an spritzigere und dichtere Filme des ehemaligen Teams Zucker-Abrahams-Zucker. Zuwenig Sorgfalt bei der Inszenierung von Komik und erschreckend wenig Ideen kennzeichnen diesen Tiefpunkt des Parodie-Genres.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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