Abschied

BRD 2000 (Abschied) Regie Jan Schütte, 93 Min. FSK ab 6

Letzte Lebensstunden von Bert Brecht hält Jan Schütte in "Abschied" fest: 1956 verbringt der Staatsautor der DDR den letzten Ferientag in Buckow bei Berlin. Der Herzkranke ist umgeben von seinen Frauen, deren verständlichen Eifersüchten. Er wird in diesem Hofstaat von Josef Bierbichler als grummeliger, brüllender und furzender Klotz gespielt. Zwischendurch schreibt Brecht mit letzter Kraft ein Gedicht, lässt sich von einer jungen Studentin anhimmeln, während hinter seinem Rücken Freunde an die DDR-Polizei verraten werden. Denn, das macht der private aber in jedem Moment vom Politischen durchtränkte Familienschnappschuss deutlich: Die DDR geht wieder härter gegen abweichende Meinungen vor. Der schneidige Stasi-Mann verkörpert die Fortsetzung von SA und SS. Aber auch im Hofstaat ist einiges faul. Die Assistenten vom Theater betätigen sich als eifrige Speichellecker beim zeitweise schon senilen Dichter. Helene Weigel versucht die Frauen ruhig zu halten, doch immer wieder legt sich die Ehemalige mit der Tochter vom Familiendespoten an.

Die Stunden vor dem Abschied vom See stellen einen kleinen Ausschnitt dar, nur eine Stimmung zwar, aber derart eine gelungene Momentaufnahme. Der Komponist John Cale gibt ganz vorsichtig ein paar stimmungsvolle Klavieranschläge für den Soundtrack hinzu. Die Bilder von Edward Klosinski geben der Herbst-Melancholie am See ihre Farben. "Abschied" wurde als einer der wenigen deutschen Film im offiziellen Programm von Cannes mit besonderem Applaus aufgenommen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo