The 13th Floor

USA 1999 (The Thirteenth Floor) Regie Josef Rusnak, 100 Min.

Was stimmt bloß nicht mit unserer Welt, dass so viele Visionen sie als trüben Schein, als blasses Abbild betrachten? "Existenz" weiß nicht mehr was real ist, "Sophies Welt" ist reine Fiktion, "Nirvana" führt seinen Schöpfer ins Nichts. Es geht dabei nicht um die Flucht in den Traum, das Jenseits oder das Paradies. Zumindest nicht in letzter Konsequenz. Die 13.Etage, "The 13th Floor", führt in ein sehr edles, leicht überstrahltes Los Angeles des Jahres 1937. Fuller (Armin Müller-Stahl), der "Einstein seiner Generation", schreitet bedenklich durch sein luxuriöses Leben, deponiert bei dem Kellner Ashton einen Brief, legt sich zu seiner Frau ins Bett, wacht in der Gegenwart auf und wird ermordet.

Fuller war Entwickler und erster Besucher einer künstlichen Welt, einer kompletten, belebten Stadt aus dem Computer. Der Benutzer steigt in die Simulation ein, indem er sich in eine andere Persönlichkeit "herunter lädt" - oder im Internet-Deutsch: downloadet. Das Atemberaubende an Fullers Konzept: Die Simulation läuft eigenständig weiter, auch wenn kein User anwesend ist, sie hat - mit ihren Kreaturen - ein eigenständiges Leben. (Die eigenständige virtuelle Welt, in der das Spiel auch in Abwesenheit weiter läuft, ist mit Ultima Online schon ein großer, realer Erfolg, an dem über 300.000 User beteiligt sind.)

Unter Mordverdacht stehend versucht nun Douglas Hall (Craig Birko), der vertraute Assistent von Fuller, in zwei Welten herauszufinden, was geschehen ist. Er (be-) sucht alle, die mit Fuller Kontakt hatten, entdeckt Doppelgänger mit einem ihnen völlig unbewusstem Nachtleben wie etwa den braven Buchhändler Grierson, das alter ego Fullers. Von diesen Ausflügen hallen bei Hall allerdings ungeahnte Eigenschaften und nicht erklärbare Bekanntschaften ins andere Leben hinüber. (In diesen Rückwirkungen der virtuellen Ausflüge auf den plötzlich Mord lüsternen User meldet sich die warnende Stimme der Medienkritiker.) Die Spirale der Rätsel kommt jetzt erst richtig in Schwung und die Frage nach dem Täter führt ausnahmsweise in ganz andere - unbedingt geheim zu haltende - Dimensionen. Wie bei der "Truman Show" oder "Dark City" endet der Versuch, aus der Stadt zu fliehen, jedenfalls mit einer schockierenden Erkenntnis vom Ende der Welt.

Die im trendigen Schwarz gehaltene Realität jenseits des "13th Floor" wirkt im Vergleich zur Simulation billig, ein B-Picture mit B-Schauspielern. Doch auch das hat seinen Reiz und seinen vertrackten Sinn. Die Euphorie der Schöpfer ist nachempfindbar angesichts der faszinierenden neuen alten Welt aus dem Computer (die ja in der filmischen Darstellung eine Welt aus dem Computern der Tricktechniker ist).

Obwohl der Clou des Films den Idealfall einer ambivalenten Figur erzeugt, kann "The 13th Floor" nicht - wie beispielsweise "Matrix" - durchgehend überzeugen. Die Musik bedeutet immer sehr viel, zu viel. Vorfreude auf einen raffinierten Science-Fiction und Interesse an den virtuellen Welten sind Voraussetzung, wenn wirklich Begeisterung aufkommen soll.

Das Buch zum Film

Die Vorlage "Simulacron3" (von Daniel F. Galouye) wurde unter dem Titel "Welt am Draht" bereits 1973 von Rainer Werner Fassbinder und Michael Ballhaus für den WDR realisiert. Der damalige Kameramann Ballhaus fungierte jetzt als ausführender Produzent. Regisseur Josef Rusnak, Roland "Godzilla" Emmerich und der aus Hamburg stammende Produzent Marco Weber vervollständigten das deutsche Team.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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