Der 200 Jahre Mann

USA 1999 (Bicentennial Man) Regie Chris Columbus, 130 Min.

Andrew wird im Jahre 2005 zusammengeschraubt und erweist sich als Produktionsfehler: Er ist ein einzigartiger Hausroboter, eine Maschine mit viel Herz und viel Robin Williams. Das Modell aus der Serie NDR 114 tanzt mit Gefühlen aus der Reihe, entwickelt sogar eine künstlerische Ader. Sein Herrchen, der sehr humane Richard Martin (Sam Neill), nimmt nach dieser Entdeckung die Erziehung des Hausroboters auf sich und sorgt sogar für die sexuelle Aufklärung. Der Mensch kann Andrew aber nicht beibringen, Witze zu erzählen.

Die Kinder, vor allem Little Miss, sind begeistert von der "Mrs. Doubtfire" im Stahlkorsett. Schnell entwickelt Andrew eine Leidenschaft für das Uhrmachen. Sehr vorausahnend, denn Zeit ist das oder genauer: kein Problem für Andrew. Als sehr intelligente Maschine kann er ewig leben, kann sich sogar mit der Zeit entwickeln und verbessern. Doch das kommt eigentlich erst später, nachdem die menschelnde Komödie mit nettem Humor zu viel Zeit vertrödelt hat.

Denn Andrew ist nicht nur eine praktische Haushaltshilfe, er ist auch ein Clown, etwas ungeschickt und mit seiner Höhenangst schon sehr menschlich. Er benutzt zielsicher immer das falsche Wortspiel und säbelt sich auch mal verdutzt einen Finger ab. Während um ihn herum die Menschen dahin fließen, kann Andrew die Zeit festhalten und sogar ihre Vergänglichkeit schmerzlich projizieren. Dementsprechend springt die Zeit zwischen den Episoden gleich um Jahrzehnte weiter. Über Jahre sucht der gefühlvolle Fabrikationsfehler Seinesgleiche. Angesichts der weiblichen NDR 114 mit dem Namen Galatea muss er feststellen, dass eine trendige Persönlichkeit Intelligenz nicht ersetzen kann.

Als Science Fiction ist "Der 200 Jahre Mann" völlig von gestern, alter Wein in neuen Rollen. Im Kern bleibt die Frage "Was macht einen Mensch aus?" Die beseelte Maschine bekommt differenzierteren Gesichtsausdruck, eignet sich auch sprachlich ein "ich" an, erhält sogar ein Bankkonto und einen Hund. Sie wird also immer mehr zum Menschen, auch um die diese wiederum mit neu entwickelten Körperteilen zu retten - ein elektrischer Messias. Dazu passt, dass Andrew Sex als Himmelfahrt mit Rückfahrtschein beschreibt.

Doch abgesehen vom durchgehenden Humor ist der Langläufer von Regisseur Chris Columbus ("Kevin - Allein zu Haus") durchgehend seicht. Fast alles was passiert, bleibt privat und einschläfernd konfliktarm. Für einen Mehrerer-Hundert-Jahre-Menschen ist es besonders unwichtig, wie die Welt sich weiter entwickelt. Robin Williams als Roboter erstaunt nicht besonders und man gönnt ihm gerne alle Menschenrechte samt Heirat seiner lebenslangen Liebe. Der Kampf um eine gleichgeschlechtliche Ehe hätte mehr Spannung geliefert, zumindest erinnern Sätze wie "um anerkannt zu werden als der, der man ist" entfernt an solche Themen.

www.200-jahre-mann.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo