14 Tage lebenslänglich

BRD 1997, Regie Roland Suso Richter, mit Kai Wiesinger, MichaelMendl, Katharina Meinecke, Sylvia Leifheit u.a., 105 Min.

Zu Beginn knallt uns der Film kalte, geleckte Yuppies ins Gesicht,seelenlose Typen, die den deutschen Film häufig bevölkern.Der ambitiöse, angehende Staranwalt Konrad von Seidlitz (KaiWiesinger) treibt es wild mit der dämmlichen Tochter desLandes-Justizministers. Dann geht der gutbekleidete Kotzbrocken nacheiner ausschweifenden Abschiedsparty mit Anzug, Handy undHaushaltsmenge Kokain für 14 Tage in den Knast. Eine effektvolleDemonstration gegen Parknot und Protokollflut in der Stadt sollte eswerden - als am letzten Hafttag allerdings Koks für eine ganzeKleinstadt in der Zelle gefunden wird, wiederholt sich derHaftantritt unter anderen Bedingungen. Diesmal werden es zwei Jahreoder vielleicht das ganze Leben. Wärter und Knastgenossenrächen sich genüßlich für das eklig snobistischeVerhalten des hochnäsigen Anwalts.

Aus Spaß wird Ernst, die Föhnwelle weicht einerKampffrisur. Die Abneigung gegen den Ätztypen von Seidlitzwandelt sich zum Mitleid für einen plötzlich sensiblerenMenschen mit sympathischem Eigenwillen. Als der selbst im Umfeld vonSchwerverbrechern extrem brutale Ramon auftritt, gerät Konrad ineinen komplexen Komplott. Wie es sich für einen Knast- undMännerfilm gehört, geht es jetzt um Millionen, das Lebenund die Freiheit.

Mit vielen überraschenden Wendungen, einem sichtbarambitionierten Gestaltungswillen und der treibenden Story hält"14 Tage lebenslänglich" durchgehend gefangen. Das ist von ganzanderem Kaliber als der erbärmlich unwitzige Knastfilm"Alles nur Tarnung".Die Figuren sind harte Kerle, die hier eigentlich die Cowboys undGangster aus vielen Filmvorlagen spielen. Doch der FremdkörperKonrad und eine glaubhafte Psychologie halten das Interesse aufrecht.

Der "Kleine Hai" Kai Wiesinger macht eine eindrucksvolle Wandlungdurch und zeigt, daß er nicht nur oberflächlicheKomödientypen spielen kann. Seine Partner beeindrucken mitrauhen Gesichtern und prägnantem Spiel. Regisseur Roland SusoRichter nutzte nach langer TV-Erfahrung (mit Highlights wie"Risiko: Null") seineKinochance.

Günter H. Jekubzik

Vier Jahre Höchststrafe (von fünf möglichen)


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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