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Monty Python & the Quest for the Holy Grail.

Von Günter H. Jekubzik

Die beste CD-ROM des Jahres 932 ist bei Ausgrabungen entdeckt worden. Die Fakten: König Arthur sucht den Heiligen Gral, ganz im virtuellen Trend simulieren Knappen mit zwei leeren Kokosnußschalen akustisch die nicht vorhandenen Pferde. Auf dem gefährlichen Weg sind marxistisch agitierende Bauern, ein unverwüstlicher streitlustiger Schwarzer Ritter und ein mörderisches Kaninchen zu überwinden ... Nach mehr als zwanzig Jahren wurde aus dem Film "Die Ritter der Kokosnuß" eine Mischung als Computerspiel und multimedialer Zeitverschwendung. Nannte sich doch schon die erste CD-ROM des seit langem getrennten britischen Blödelteams "Monty Python's Complete Waste of Time". Auch damals galt: Sillytainment statt Edutainment.

So wie im Jahre 1974 Ritterfilme auf's satirische Rad der Pythons geflochten wurden, erhalten nun einfache Spiele wie Tetris den speziell makabren Touch der Komikertruppe: "Drop Dead" nennt sich das Geschicklichkeit fordernde Stapeln von Leichen. "I'm not dead" schreit erschwerend ein noch Lebender, der sich im Massengrab querstellt. Ein weiteres Spiel läuft auch in "Nacktversion": Der Nutzer wird aufgefordert zu strippen! Diese Spiele sind nur Mittel, auf der Gralssuche weitere Gegenstände zu sammeln und sich an das Ziel heranzurätseln. Die mittelalterliche "âventiure" findet in dem multimedialen "adventure" seine endgültige Bestimmung. Erhielten die literarischen Ritter nach ihren Bewährungsproben viele Punkte auf dem Ehren-Highscore, soll es heute zu den vielen Filmausschnitten eine weitere, nie realisierte Szene als Prämie geben. Der aus dem Film bekannte Historiker gibt verschlüsselte Hilfen.

Der extrem makabere, alberne und schwarze Humor trifft nicht nur Jungfrauen, Hexen, Ritter und andere gesellschaftliche Randgruppen. Immer werden die sicherlich meist männlichen Nutzer selbst veralbert und laufen ins Leere. Die ironische Aufforderung, an einer sinnlosen Stelle doch noch tausendmal zu klicken, kann sich an anderer Stelle sehr wohl auszahlen. Nach dem Start führt die Wahl des Grals direkt zum Fanfarenjubel komplett mit folgendem Rausschmiß. Die andere Entscheidung, das Registrieren, bietet dann über Hundert sinnlose Fragen.

Provozierender Blödsinn und Tabuverletzungen erweisen sich nach mehr als zehn Jahren immer noch als wirkungsvoll. (Die beim Rezensent diagnostizierten Lacher belegen dies eindeutig.) Wenn ein banales Spielchen reihenweise Hexen abgefackelt und die Ladezeit für eine neue Szene zu lang wird, regt sich doch die Sinnfrage. Die Diskussion um guten Geschmack und die vielen mißachteten Anforderungen von "political correctness" ließe sich erneut anleiern - da haben "Al Bundy", "Beavis und Butthead" nichts geändert.

Die Besonderheit, der Python-Touch, liegt in der eigentümlichen Antiquiertheit der CD-ROM: Es sind keine der Spiel- oder Trickfilmszenen zu sehen, die heutzutage aufwendig für solche "Adventures" (gedreht werden. Also kein weiterer Schritt zur Auflösung des Films im Digitalen. Die Animation im neueren Medium CD-ROM erfolgte weiterhin nach den Schnittmustern der TV- und Kinovorgänger von Monty Python: Beim Sprechen schiebt sich der ausgeschnittene Kiefer. Das Gehen ist ein Verschieben der steifen Gliedmassen wie einst beim Scherenschnitt-Film. Jetzt erleiden nicht nur Zeichnungen diesen holperigen Lebenshauch. Auch die "Figuren" des Films schieben sich nun originell-steif über den Monitor.

Dazu passen die mittelalterlichen Dekorationen und die unzähligen hinzugezeichneten Gimmicks. Die stilistische Albernheiten macht fast wieder Sinn: Immerhin war in der Kunst des Jahres 932 die Raumtiefe noch nicht entwickelt.

"Monty Python & the Quest for the Holy Grail" von den britischen Software-Entwicklern 7th Level. CD-ROM für 486-PC (Windows 3.1, mindestens 8MB RAM) und Mac-Rechner (12MB RAM). Ca. DM 90. Ob es wie beim Vorgänger eine deutsche Version geben wird, war nicht zu erfahren. Produktinformationen und online-Nonsense von Monty Python unter http://www.7thlevel.com/.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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