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49. Festival Internazionale del Film Locarno

Vorbericht

Abschluß (kurz)

Ehrenleopard für Werner Schroeter

Das Festival (lang)

Locarno. Denen, die immer noch nicht genug von olympischen Vergleichen haben, spottet das Plakat des diesjährigen Filmfestivals am Lago Maggiore mit dem springenden Leoparden entgegen: Go for gold. An den Start des teilweise erweiterten Wettbewerbs geht auch eine langerwartete deutsche Weltpremiere: "Seven Servants" des in Teheran geborenen amerikanisch-deutschen Amerikaners Daryush Shokof. In Deutschland gedreht wurde die Geschichte eines alten, reichen Mannes, der sich zunächst vier Diener hält. Indem sie seine Körperöffnungen mit Fingern verschließen, will er mit allen Menschen eins zu werden. Die Hauptrolle spielt Anthony Quinn.

Beim "49. Festival Internazionale del Film" Locarnos, das am heutigen Donnerstag mit Nancy Mecklers Aids-Film "Indian Summer" eröffnet wird, verziert ein Kran unschön die Leinwand der Piazza Grande, des allabendlichen Freiluftkinos für über 6000 Filmbegeisterte. Doch hinter der Riesenleinwand unter den Tessiner Sternen symbolisiert er den Wandel des Festivals. Locarno ist im Jahr vor seinem Jubiläum nicht mehr nur das Kleine unter den Großen Cannes, Berlin und Venedig. Im Wettbewerb dürfen jetzt auch Werke bekannterer Autoren an den Start gehen, wie diesjährig die Französin Claire Denis oder der 62-jährige, vielfach ausgezeichnete Tscheche Jan Svankmajer. Damit ist Locarno den großen A-Festivals ein Stück näher gerückt, behält aber die vom Festivaldirektor Marco Müller betriebene Suche nach dem Neuen im Film bei, will "den Autorenfilm und den künstlerisch hochstehenden Film fördern."

Zusätzlich greifen Müllers Leoparden nach den einheimischen Schweizer Filmen: Ein kleiner, aber mit 100.000 Sfr hochdotierter Wettbewerb macht Solothurn heftigst Konkurrenz, wo dieser Vergleich bislang beheimatet ist.

Auf der Piazza wird es eine Ehrung für einen Künstler aus Deutschland geben, den das Land für Jahre vertrieb. Werner Schroeter erhält nach Filmgrößen wie Ennio Morricone, Samuel Fuller oder Jean-Luc Godard den Ehrenleoparden des Festivals für sein Gesamtwerk. Seine Vielseitigkeit des Schaffens zeigt sich in Oper, Literatur und auf der Leinwand. Seit dreißig Jahren macht er Filme über Liebe, Sexualität und Tod, Leidenschaften und Exzesse. Immer waren sie ungewöhnlich und provokant wie seine Äußerung 1980 über den Kanzlerkandidaten Franz-Josef Strauß: Mit einem Bömbchen in Weißwurstform wäre das Problem geplatzt. Zuletzt kam von Schroeter "Malina" nach Ingeborg Bachmann und mit Isabelle Huppert ins Kino. Am nächsten Donnerstag folgt nach der Ehrung Schroeters die Weltpremiere seines neuesten Films "Poussieres d'amour - Abfallprodukte der Liebe".


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