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Berlinale Notizen 4

Häßlich

Der bis jetzt spannendste und formal reizvollste Film "Abre los ojos" des Spaniers Alejandro Amenábar hat nicht nur einen programmatischen Titel: Öffne die Augen - (wenn du es nach sechs Festivaltagen noch kannst)! Die Geschichte des verunstalteten Schönlings wirft ein existentielles Kino-Problem auf: Können häßliche Menschen gut sein? Auch das offizielle Festivalplakat läßt rätseln: Kann sich hinter so was Häßlichem ein gutes Programm verbergen? Zwei Frauengesichter geschickt so übereinandergelegt, daß sich eine Horrorfratze ergibt. Der Kragen der einen wird zum Geschwür an den Lippen der anderen. Zwei aufeinanderliegende Augen ergeben eine schwarze Höhle, die vor allem im Trailer als blindes, dunkles Loch wie beim Totenkopf erscheint. Wie nach einem Kopfschuß bei Sam Raimis "Schneller als der Tod" erstrahlt genau dort ein heller Lichtpunkt. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn es denn tatsächlich entsprechend gruselige und drastische Filme im Programm gäbe. Auch das Forum schloß sich dem Trend des Augensplatter an und legte ein Fadenkreuz über das Auge der verehrten Tilda Swinton. Dabei hatte das Forum eine so gute Tradition gelungener Plakatmotive. Doch auch "Conceiving Ada", der hinter dem Motiv stehende Film, ging ins Auge. Die an sich faszinierende Lebensgeschichte Ada Byron Kings, der mathematisch genialen Tochter Lord Byrons, in einem mäßig begründeten Videorahmen als neue Ästhetik zu verkaufen, ist frecher als der Film selbst.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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