Zimt und Koriander

GR/TK 2003 (Politiki kouzina) Regie: Tassos Boulmetis mit George Corraface, Ieroklis Michailidis, Renia Louizidou, Tassos Bandis, Markos Osse 108 Min. FSK o.A.

Würzig

Es kommt nicht zum ersten Mal vor, dass Politik über die Köpfe der Bevölkerung hinweg geführt wird. In diesem Fall trifft es die Griechen, die in den 50er Jahren im türkischen Konstantinopel leben. Als die Türken Zypern besetzen, wird die Familie des kleinen Fanis nach Athen ausgewiesen. Dabei haben sie mit dem Konflikt nicht das Geringste zu tun. Schweren Herzens lässt Fanis seine Angebetete Saime und seinen Großvater Vassili zurück. Der besitzt einen kleinen Gewürzladen und war für Fanis immer so etwas wie ein Mentor der kleinen großen Geheimnisse des Lebens. Aber orthodoxe Christen sind nicht mehr erwünscht in Istanbul. Doch auch in Athen findet sich die Familie nur schwer zu recht, gelten sie in den Augen der Griechen doch als Türken. Fanis geht dennoch seinen Weg und folgt seiner geerbten Leidenschaft, dem Kochen. Mit 17 arbeitet er in einer Hotelküche. Als sein Großvater und Saime sich jedoch wieder einmal ankündigen, ohne zu erscheinen, bricht ihm das Herz. Heute, mit 40 hat Fanis die Hoffnung längst aufgegeben, sie jemals wieder zu sehen und arbeitet als Astrophysiker an einer Athener Universität. Als sein Großvater sich wieder einmal ankündigt ist er zunächst auch nicht überrascht, als der Tisch leer bleibt. Doch dann erfährt er, dass dieser im Sterben liegt und reist selbst nach Istanbul.

Tassos Boulmetis große Kunst liegt darin, das Universum mit den verschiedenen Gewürzen, ihren Gerüchen und Geschmäcken zu erklären. Dabei gelingt es ihm anhand der jeweiligen Küche zu zeigen, wie viele Gemeinsamkeiten die verfeindeten Nachbarn verbinden. Auch wenn seine epochale Geschichte einige Längen hat, sind es doch Vassilis viele kleinen Weisheiten, die dem preisgekrönten Film die rechte Würze geben.

Eine Kritik von Lars Tunçay

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